Kurt F. Viermetz
* 27.4.1939 † 25.11.2016

Als Kurt F. Viermetz, Ehrenbürger der Stadt Augsburg, am 25.11.2016 verstarb, bedachte er das Maximilianmuseum mit einem großzügigen Vermächtnis. Er bestimmte, dass das Haus seine umfangreiche Sammlung von Gold- und Silberexponaten erhalten sollte. Mit besonderer Vorliebe sammelte der gebürtige Augsburger Edelschmiedeerzeugnisse seiner Heimatstadt. Die bedeutende Kollektion enthält Werke aus Renaissance, Barock und Rokoko, als Augsburgs Goldschmiedekunst in besonderer Blüte stand.




"Kurts Liebe zu seiner Vaterstadt zeigte sich

deutlich u.a. durch seine Wertschätzung und
sein Sammeln der herrlichsten Werke der
Augsburger Gold- und Silberschmiedekunst.

Für ihn waren diese Objekte Zeugnisse des
vornehmsten und schönsten Teils der Augsburger
Geschichte, hervorragendes Vermächtnis der
Vorfahren, dabei den damaligen Meistern
persönlich zuschreibbar. Kurt hat so gerne
mit diesen schönen Dingen gelebt. Dabei war
es immer seine Absicht und in den letzten,
gesundheitlich schweren Jahren sein Trost, seine
lieben Kunstgegenstände einst im „Schatzkästlein
Augsburgs“, wie er das Maximilianmuseum
nannte, in bester Obhut geborgen zu wissen."


Hannelore Viermetz 

Zwei Salièren

Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, teilvergoldet, H. 21 cm
Albrecht von Horn, Augsburg 1639–1649
Inv. Nr. 2018/140 a, b

Früher war Salz eine Kostbarkeit. Daher wurden die Gefäße, in denen es aufbewahrt und präsentiert wurde, kostbar gestaltet. Bei diesem Salièrenpaar trägt Neptun, der Gott des Meeres, die muschelförmige Salzschale. Auf ihrem Rand sitzt ein Putto mit einem Dreizack. Gefäße wie diese waren für einen Fürstenhof bestimmt.

Prunkplatte mit
musizierendem Paar

Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, vergoldet, L. 43,5 cm
Marx Weinold, Augsburg 1679 – 1683
Inv. Nr. 2018/128

Zur Zeit des Hochbarock (ca. 1670 – 1730) überboten sich die Höfe mit prächtigen Raumausstattungen und glänzenden Festen. Bei großen Tafeln oder Banketten gehörte es zum guten Ton, die Gäste mit mehrstufigen Buffets zu beeindrucken, auf denen die Schätze der Silberkammer präsentiert wurden.

Prunkplatten mit figürlichen Darstellungen waren ideal, um den Glanz eines Hofes zur Schau zu stellen. Diese Platte zeigt ein höfisches Paar, das sich in einem Park zum Musizieren zusammengefunden hat.

Trinkschale

Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, teilvergoldet, H. 25,5 cm
Christian II Hornung, Augsburg 1679 – 1683
Inv. Nr. 2018/87

Diese Trinkschale ist besonders raffiniert gestaltet. Auf einem hohen Sockel steht Ceres, die Göttin des Ackerbaus. Im Barock verband man mit ihr Fruchtbarkeit und Wohlstand. Ceres trägt eine bootsförmige, längliche Trinkschale. Ihren muschelförmigen Ausguss vorne führte man zum Mund, um aus der Schale trinken zu können, z.B. Wein. Der Rand ist mit Blättern und Fruchtgebinden verziert.

Die Schale befand sich laut den eingeschlagenen Marken im späten 18. Jahrhundert in St. Petersburg. Sie gehörte wohl einer russischen Adelsfamilie, vielleicht sogar dem Zarenhof.

Elfenbeinhumpen

Aus solch einem Trinkgefäß, einem Humpen, konnte man Wein oder Bier trinken. Noch heute ist er gebräuchlich, z.B. als Maßkrug. Doch hat er meist keinen Deckel. Das war früher, als es noch nicht ganz so reinlich zuging, anders. Bei diesem Humpen ist der praktische Nutzen eher gering, denn das Material Elfenbein war für den Gebrauch zu kostbar.

Heute dürfte man es gar nicht mehr verwenden. Die Schnitzerei zeigt Kinder bei der Weinernte. Sie sind nackt und teilweise auch schon leicht berauscht. Auch dafür hätte man heute kein Verständnis. Als der Humpen entstand, schätzte man vor allem die große Kunstfertigkeit des Schnitzers und des Goldschmieds. Er stammt vermutlich aus einer höfischen Kunstkammer.

Lavabogarnitur

Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, graviert;
Kanne H. 26 cm; Becken L. 43,5 cm
Christian II Drentwett, Augsburg, 1755–1757
Inv. Nr. 2018/93 a, b

Hygiene ist aus unserem Leben nicht wegzudenken und gerade in der aktuellen Lage von existenzieller Bedeutung. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war man sich der Notwendigkeit von Körperhygiene im Alltag nicht so sehr bewusst. Ein typisches Beispiel ist das Händewaschen. Diese Garnitur aus Kanne und Becken war dafür bestimmt, doch keinesfalls für den täglichen Gebrauch. Sie kam bei Hofe zum Einsatz, nämlich bei festlichen Banketten. Vornehmen Gästen erwies man eine besondere Ehre, indem man ihre Hände mit parfümiertem Wasser, das in der Kanne bereitgehalten wurde, benetzte. Damit das Wasser nicht auf den Boden fiel, fing man es mit dem Becken auf. Nach dieser ehrenvollen Handlung schritt man dann zur Tafel und speiste.

MAXIMILIANMUSEUM
Fuggerplatz 1
D–86150 Augsburg
T +49 821 324 4112

Impressum:
Stadt Augsburg
Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Direktor: Dr. Christof Trepesch
Öffentlichkeitsarbeit: Frank Albert M.A.

Maximilianmuseum: Dr. Christoph Emmendörffer (Leitung)

Bildnachweis:
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Fotos: Lenz Mayer
© Portraitfoto Kurt F. Viermetz: Fred Schöllhorn