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250 Jahre Schaezlerpalais

1765 erwarb der Bankier und Juwelier Benedikt Adam Liebert von Liebenhofen das sogenannte Adler’sche Anwesen am Augsburger Weinmarkt und errichtete dort ein Bank- und Bürgerhaus. Im April 1770 wurde es in Anwesenheit der habsburgischen Erzherzogin Maria Antonia mit einem Ball eingeweiht.

1821 kam das Haus in den Besitz Johann Lorenz von Schaezlers, Schwiegersohn und Geschäftspartner Lieberts. Es verblieb im Familienbesitz und diente als Wohn- und Geschäftshaus, bis Dr. Wolfgang von Schaezler es 1958 der Stadt Augsburg schenkte.

Die Ausstellung umfasst zahlreiche historische Darstellungen, aber auch Gegenstände aus dem persönlichen Besitz des Bauherrn und seiner Familie, die deren Lebensumfeld dokumentieren.

 

Porträt von Johann Lorenz von Schaezler (1762–1826) 
Radierung in Punktiermanier
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg

 

Porträt von Dr. Wolfgang von Schaezler zu Pferd
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Fotoarchiv 

Die große Leidenschaft von Dr. Wolfgang von Schaezler in den 1950er Jahren war es, mit dem Pferd vom Schaezlerhaus in den Siebentischwald auszureiten. Dafür wurden im Gebäude eigens ein bis zwei Pferde untergebracht. Noch heute finden sich Augsburger, die berichten, den damals 80-jährigen Freiherrn beim Ausritt gesehen zu haben.

 

Freiherr Dr. Wolfgang von Schaezler
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Fotoarchiv, Foto: Georg Birzele

Zur Ausstattung eines adeligen Wohnsitzes gehörte als besonderes Schmuckstück auch ein prächtiger Ballsaal. Deshalb ließ Benedikt Adam Liebert Freiherr von Liebenhofen der Gestaltung des Rokokofestsaals besondere Aufmerksamkeit zukommen.

Das Deckenfresko des italienischen Wanderkünstlers Gregorio Guglielmi illustriert die weltumspannende Macht des europäischen Handels anhand einer Darstellung der vier Erdteile. Die großformatigen Supraporten zeigen in detailreichen Darstellungen deren Flora und Fauna. Symbole der Jahreszeiten und Tierkreiszeichen zieren die Spiegelbekrönungen.

Die Farbigkeit des Raumes sowie die vegetabilen Elemente der Schnitzereien und Stuckarbeiten schlagen den Bogen zu der üppigen, aber geordneten Natur des Gartens, auf die der Blick durch die Fenster auf der Südseite des Raumes fällt.

Feierliche Übergabe des Schaezlerpalais 1958: Das Foto zeigt eine Aufnahme der Unterzeichnung des Stiftungsvertrags durch Dr. Wolfgang Freiherr von Schaezler und seiner Frau Hilda im Festsaal des Schaezlerpalais am 4. Oktober 1958.

Aus Hochachtung gegenüber den Stiftern beschloss der Kulturausschuss am 5. September 1961, das Gebäude, das die früheren Eigentümer als „Stadt-“ oder „Schaezlerhaus“ bezeichneten, künftig „Schaezlerpalais“ zu nennen.

Balthasar Friedrich Leizelt, Der Weinmarkt mit Siegelhaus, Herkulesbrunnen und Schaezlerpalais
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Der kolorierte Stich ist als Guckkastenblatt angelegt und zeigt den sogenannten Weinmarkt mit dem Siegelhaus und dem Herkulesbrunnen. Rechts am Bildrand erhebt sich die Fassade des neu erbauten Liebert-Hauses (wie das Schaezlerpalais zunächst bezeichnet wurde). Das Motiv der das Gebäude verlassenden Kutsche illustriert das dortige geschäftige Leben.

 

Emanuel Eichel
Ansicht des Schaezlerhauses
Kupferstich, um 1770
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Das großformatige Blatt von Emanuel Eichel zeigt die gewaltigen Dimensionen des heutigen Schaezlerpalais. Die sieben Fensterachsen zum Weinmarkt hin lassen nicht die Länge des Gebäudes erahnen, die sich über 32 Fensterachsen hin zur Katharinengasse erstreckt.

Wilhelm von Schaezler, Reisetagebuch nach Italien vom 6. September 1822 bis 2. Januar 1823
Papier, handschriftlich, nach 1822
Neben Aufenthalten in Innsbruck und Mailand verzeichnet die "Aufschreibung" auch Besichtigungen in Rom, wo zahlreiche Kirchen besucht wurden. 

© Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Grafische Sammlung

Gregorio Guglielmi (1714–1773)
Fresko im Treppenhaus des Schaezlerpalais:
Die sieben freien Künste unter dem Schutz von Merkur und Apoll, 1766

© Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Foto: Bea Breunig

 



Fragment der Seidentapete

rote Seide
evtl. französisch?

Der Stoffrest ist ein Fragment der textilen Tapetenbespannung,
die einst in allen Wohnräumen des Schaezlerpalais vorhanden war.
Nur vom sogenannten Speisesaal – direkt vor dem Festsaal
gelegen – haben sich Reste des ehemals auf Holzrahmen
aufgespannten roten Stoffes erhalten.
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Teil des Justaucorps von Benedikt Adam Liebert

Seidenstoff mit Stickerei, um 1770

Um symbolisch die Auflösung der Erbengemeinschaft zu zeigen, wurde das Kleidungsstück des Erblassers 1821 zerrissen und an die Erben verteilt.

GRAFISCHES KABINETT
Maximilianstraße 48
D-86150 Augsburg
T +49 821 324 41 02

Impressum:
Stadt Augsburg
Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Direktor: Dr. Christof Trepesch
Öffentlichkeitsarbeit: Frank Albert M.A.

Projektleitung: Dr. Christoph Nicht

Design: waldmann-weinold.de
Technische Umsetzung: mpunkt GmbH

Bildnachweis:
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg