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Projekte

02/21_Fontanellenbleche in der frühneuzeitlichen Medizin

Die Sammlung des Archäologischen Zentraldepots bewahrt knapp zwei Dutzend von gleichartigen rundovalen oder rechteckigen Bronzeblechen auf, deren Funktion lange Zeit Rätsel aufgab. Allein aus den frühneuzeitlichen Gräbern, die zwischen 1963 und 1968 bei St. Ulrich und Afra aufgedeckt wurden, stammen 14 solche Bleche, wobei ihre Lage im Grab nur in einem Fall rekonstruiert werden konnte. Ohne recht davon überzeugt zu sein, deutete man sie damals als Verschlussbleche für Gürtel oder Schuhe. Auch eine Interpretation als Ärmelhalter oder Bußgürtel wurde erwogen.

Die stark gewölbten Bleche, an denen manchmal noch Reste von Gewebe und Leder haften, weisen ein oder zwei Reihen mit eingeschnittenen Schlitzen auf, in die die Enden von Lederriemen stufenweise eingehakt werden konnten. Durch neue Grabfunde und mithilfe von Abbildungen aus der medizinhistorischen Literatur gelang vor wenigen Jahren die Identifizierung dieser Fundgattung als sogenannte „Fontanellenbleche“.

"Fontanell, Fontanella, Fonticulus, wird genennet ein kleines Geschwür, welches durch die Chirurgie zur Gesundheit des Menschen, an verschiedenen Theilen des Leibes pfleget gemacht zu werden“, so beschreibt es Zedlers Universallexikon 1734. Um das Geschwür anzulegen, öffnete man die Haut entweder mit einem Messer, einem Brenneisen oder einem ätzenden Mittel. Dann legte man einen Fremdkörper, zum Beispiel eine Erbse oder ein Metallkügelchen, in die Wunde, der diese offen halten und einen Eiterherd erzeugen sollte. Der zweimal am Tag erforderliche Austausch des Fontanellenkügelchens und des Verbandes sowie die Reinigung der Wunde konnte dank der praktischen Konstruktion der Fontanellenbleche von den Patienten bequem selbst erledigt werden.

Im Sinne der in der Antike ausgebildeten Humoralpathologie versprach die durch das Fontanell verursachte Ableitung von Körpersäften die Linderung diverser Leiden, wie etwa „allerley Flüssen und Zufällen des Haupts, derer Augen, derer Ohren, derer Zähne, der Brust“ oder half bei „grausamem Hüfft-Weh“. Wohl am häufigsten setzte man ein Fontanell am Oberarm. Die heute merkwürdig anmutende Therapie konnte mehrere Jahre dauern, und viele Kranke trugen diese Verbände bis an ihr Lebensende, wie zahlreiche Funde aus Gräbern belegen. 

Fontanellenbleche aus den frühneuzeitlichen Gräbern von St. Ulrich und Afra (1963–1968), vom Fronhof (1931) und vom Rosenauberg (1844–1845). Breite des Bleches rechts: 8 cm
Darstellung von Fontanellenblechen und ihrer Anwendung, in: Johannes Scultetus, Wund-Artzneyisches Zeug-Haus. Frankfurt 1666

01/21_Taschenapotheke eines römischen Arztes aus der Georgenstraße

Bei der archäologischen Untersuchung eines römischen Brunnens in der Georgenstraße wurde 2017 ein durch Brand stark beschädigtes Bronzekästchen von knapp 14 cm Länge und 9 cm Breite geborgen. Der zugehörige Schiebedeckel lag ganz in der Nähe. Dankenswerterweise übernahmen die Restaurierungswerkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz die aufwändige Konservierung und Untersuchung des sehr fragilen Objekts. Dabei zeigte sich, dass es in seinem Inneren in ursprünglich fünf Fächer mit Klappdeckelchen unterteilt war. An den Längsseiten des Kästchens befanden sich Führungsschienen zur Aufnahme des Schiebedeckels, der dann mittels eines komplexen Mechanismus versperrt werden konnte. Kästchen dieser Art sind sehr selten.

Aus dem gesamten Römischen Reich sind bisher etwa 50 Stück bekannt. Häufig wurden sie gemeinsam mit medizinischen Instrumenten gefunden. In den Fächern konnten Reste verschiedener Essenzen und Salben nachgewiesen werden. Offenbar dienten die Kästchen römischen Ärzten und Ärztinnen als Taschen­apotheke, in der sie bei Krankenbesuchen die zur Zubereitung von Medikamenten benötigten Substanzen mit sich führen konnten. Bei einem Gebäudebrand wurde das Augsburger Kästchen zerstört und mit dem Brandschutt in einem Brunnen entsorgt.

Georgenstraße, Römisches Arzneikästchen in Fundlage (Foto: Danielle Narr)
Vollständiges Arzneikästchen aus Köln (aus Saalburg-Jahrbuch 46, 1991, S. 129)

04/20_Der römische Friedhof unter der Grottenaupost

Zum Abschluss der Bauarbeiten an der alten Grottenaupost, in die bald das Leopold-Mozart-Konservatorium und städtische Ämter einziehen, wurden die Innenhöfe neu gepflastert. Dabei stieß man nur einen halben Meter unterhalb des alten Hofpflasters auf mehrere spätrömische Körperbestattungen. Die Toten waren mit dem Kopf im Westen begraben worden. Bei einigen Gräbern fand man Eisennägel, die auf ehemals vorhandene Holzsärge hinweisen. Grabbeigaben fehlten völlig. Damit gleichen die Gräber denjenigen, die zwischen 2006 und 2008 vor dem Bau der Stadtbücherei auf dem benachbarten Ernst-Reuter-Platz entdeckt wurden. Radiocarbonanalysen datierten diese Gräber in das späte 4. und frühe 5. Jahrhundert n. Chr.. Zu dieser Zeit war das Christentum quasi zur Staatsreligion im Römischen Reich geworden und fand auch in den Provinzen immer mehr Anhänger. Der Verzicht auf Grabbeigaben und die Ausrichtung der Gräber nach Osten ist ein starker Hinweis auf christliche Vorstellungen der Verstorbenen. Wie in der römischen Tradition üblich, lag der Friedhof außerhalb der römischen Stadtmauer, genauso wie etwa das schon lange bekannte frühchristliche Gräberfeld um St. Ulrich und Afra.

Grottenau 1, spätrömische Bestattung

03/20_Notgeld aus Augusta Vindelicum

Wie auch noch heute, war im römischen Reich die Münzprägung ein Privileg des Staates. Münzfälschung wurde als Kapitalverbrechen geahndet. Dennoch lässt sich während einiger Epochen beobachten, dass Edelmetallmünzen in minderwertigem Metall nachgeahmt wurden. Besonders augenfällig sind Tonförmchen, mit denen man Silbermünzen in einer Kupfer-Zinn-Legierung nachgegossen hat. Diese Förmchen sind nur in Gallien, Britannien sowie in den Provinzen an Rhein und Donau, dort aber mittlerweile an fast hundert Fundorten nachgewiesen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um Überreste von illegaler Münzfälschung handelt, sondern von geduldeter oder vielleicht sogar staatlich geförderter Produktion von Zahlungsmitteln. Bei den Ausgrabungen im Umfeld des römischen Badegebäudes in der Georgen­straße wurden solche Gussförmchen entdeckt. Sie zeigen Abdrücke von Silbermünzen des frühen 3. Jahrhunderts, so z. B. von Kaiser Caracalla (211-217) und seiner Mutter Julia Domna. Schon 1989 wurden in Augusta Vindelicum Förmchen aus der Verfüllung des römischen Stadtgrabens in der Heilig-Kreuz-Straße 26 geborgen. Die dort abgeformten Münzen stammen einerseits aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts (Kaiser Trajan und Hadrian) sowie aus der Zeit zwischen 218 und 236 n. Chr.

Georgenstraße 9-17. Münzgießerförmchen mit Abdrücken von Denaren des Kaisers Caracalla; Abb. links: 2./3. Jh. n.Chr. Fundort: Augsburg, Lange Gasse 2-4 (1986), Bronze, 1986,5371

02/20_Botschaften aus der Antike: Neubearbeitung römischer Inschriften aus Augsburg

Für eine geplante Neuedition aller Augsburger Inschriften hielten sich PD Dr. Ulrike Ehmig und Prof. Dr. Rudolf Haensch einige Wochen in Augsburg auf, um jede im Depot, im Museum oder im Stadtgebiet befindliche Inschrift neu und kritisch zu lesen und die unpublizierten Neufunde zu erfassen. Die Publikation erfolgt im Rahmen des Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL). 1853 unter der Leitung von Theodor Mommsen ins Leben gerufen, war sein Ziel die Publikation aller damals bekannten lateinischen Inschriften. 1873 erschien der dritte Band des CIL, der auch die Inschriften aus Augsburg enthielt. 1915 veröffentlichte Friedrich Vollmer erneut alle antiken Inschriften aus Bayern samt den Zuwächsen. Seither wurden neue Inschriftenfunde aus Augsburg vereinzelt in Aufsätzen publiziert, die meisten der oftmals nur als Fragment erhaltenen Inschriften blieben jedoch bis heute unbeachtet. Für die Herkunftsbestimmung der Marmore, die für einige Inschriften verwendet wurden, werden nun erstmals Materialproben untersucht. Außerdem nehmen die Forscher auch andere Kleininschriften, z. B. auf Bronzeblechen, oder Graffiti auf Wandverputz in den Blick. Weitere Infos: www.cil.bbaw.de

Dr. Christian Uhlir, Universität Salzburg, entnimmt Materialproben von einem Inschriftenstein.
(Fotos: Rudolf Haensch)
Auch die ausgekratzten Zeilen des Augsburger Siegesaltars können mit einiger Mühe noch entziffert werden.

01/20_Wehrgrabenstützmauer und Überreste des Kornstadels am Augsburger Staatstheater

Bei den laufenden Ausgrabungen an der Nordostseite des Augsburger Staatstheaters kamen dichte römische Siedlungspuren zum Vorschein. Die dort freigelegten Überreste von Holz- und Steinbauten lagen in römischer Zeit an der bedeutenden Hauptausfallstraße nach Westen. Des Weiteren wurde der Wehrgraben der mittelalterlichen Stadt­befestigung aus dem 12. Jahrhundert angeschnitten. Beeindruckend ist, dass die Feldseite dieses Grabens mit einer mächtigen, durch Stützpfeiler verstärkten Ziegelmauer befestigt war. Sie diente hauptsächlich als Stützmauer für die Straße, die entlang des Grabens vom Alten Einlaß, dem Nachttor der spätmittelalterlichen Stadt, zum Heilig Kreuzer Tor führte. Die Ziegelmauer wurde in Zweischalentechnik mit einem Kern aus grobem Flusskies und Mörtel ausgeführt.

Nach der Befestigung der nördlich angrenzenden, sog. Unterstadt ab dem Ende des 13. Jahrhunderts lag dieser Befestigungsabschnitt innerhalb der Stadtmauern und verlor somit seine fortifikatorische Bedeutung. Im Jahr 1519 baute man in den damals noch offenen Graben einen großen Speicherbau. Dazu musste ein Teil der Stadtmauer zwischen Altem Einlaß und Heilig Kreuzer Tor abgebrochen werden. Dieser ursprünglich als Korn- und Weinstadel und später als Salzstadel genutzte Bau musste 1876 abgebrochen werden, um hier das neue Stadttheater errichten zu können. Ab Januar 2020 sollen die Ausgrabungen im Bereich der ehemaligen Brechtbühne starten.

Überreste der mittelalterlichen Wehrgrabenstützmauer(links)und Kellerfundamente des Kornstadels am alten Einlaß (rechts davon).
Mauer mit Lisene und Gewölbeansatz sowie Stützpfeiler des Kornstadelkellers.

04/19_Liebeszauber in Augusta Vindelicum!

Eine römische Bleischeibe von ca. 45 mm Durchmesser, geborgen 1985 in der Kornhausgasse, enthüllte erst jetzt ihr Geheimnis. Prof. Dr. Markus Scholz von der Universität Frankfurt gelang es, drei Inschriften zu entziffern, die nacheinander in das weiche Material eingeritzt worden waren. In ihrer letzten Verwendung nutzte man die Scheibe offenbar im Zusammenhang mit einem Liebeszauber: Neben magischen Zeichen und Formeln ist zu erkennen: Amando a Ma(…) do („Ich gebe dem zu Liebenden (oder einem Mann namens Amandus) von Ma (ein Hilfsmittel?)“). Ma(…) könnte der Name des Urhebers sein oder der einer zu beschwörenden Gottheit, z. B. Mars.

In der Antike war der Glaube an Magie weit verbreitet und die Ausübung okkulter Praktiken allgegenwärtig, so dass sich entsprechende „Dienstleister“ darauf spezialisierten. Aus Ägypten kennen wir Sammlungen von Zaubersprüchen auf Papyri, darunter findet sich auch die bis heute geläufige Formel „Abrakadabra“. In den nordwestlichen Provinzen des römischen Reichs künden vor allem beschriftete Bleitäfelchen von magischen Ritualen. Häufig sind dabei Bindezauber, bei denen man andere Menschen in die Hände von Dämonen und überirdischen Mächten übergab. So hoffte man, persönliche Feinde loszuwerden oder einen angebeteten Menschen an sich zu binden.

Kornhausgasse 4, Bleischeibe mit Ritzinschriften, 1. Jh. n. Chr.
Umzeichnung Vorder- und Rückseite: C. Berbüsse und M. Scholz.

02/19_Reste eines spätmittelalterlichen Vogelkäfigs

Unter den hölzernen Kleinfunden aus den spätmittelalterlichen Latrinen an der Maximilianstraße 23, welche die Stadtarchäologie kürzlich von der Konservierung zurückerhalten hat, befanden sich zwei auf den ersten Blick unscheinbare Holzleisten mit einem rechteckigen Querschnitt. In kurzen regelmäßigen Abständen sind kleine Löcher eingestochen, die wohl der Befestigung dünner Schnüre oder Drähte dienten. An den Leistenenden befinden sich quadratische Löcher und das Holz ist dort so weit abgetragen, dass man eine einfache Eckverbindung mit zusätzlicher Verstärkung herstellen konnte.

Bei den Hölzern handelt es sich vermutlich um Teile eines Vogelbauers. Für eine Rekonstruktion des Käfigs reichen die wenigen Fragmente nicht aus, jedoch vermitteln zahlreiche ikonographische Quellen aus dem späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit ein Bild vom Aussehen solcher Vogelkäfige, die es in den unterschiedlichsten Bauweisen gab. In Käfigen gehaltene Ziervögel sorgten für abwechslungsreiche Unterhaltung und willkommene Ablenkung vom Alltag. Über die verschiedenen Vogelarten geben Schriftquellen ebenfalls Auskunft. Vor allem aber wurden im Spätmittelalter Singvögel auch gegessen, und in Kochbüchern sind viele Rezepte niedergeschrieben, wie etwa für "ain pasteten von kleine fegellen" in einer Augsburger Handschrift aus dem Jahr 1553.

Darstellung eines Vogelkäfigs im Wappen des Walther von der Vogelweide, Codex Manesse, um 1300
Bearbeitete Holzleisten, Teile eines Vogelkäfigs, Länge knapp 19 cm, gefunden in der Maximilianstraße 23, 14./15. Jahrhundert

01/19_Mauerfundamente der mittelalterlichen Stadtbefestigung am Augsburger Staatstheater

Bei Ausgrabungen im Vorfeld der Sanierungsarbeiten am Augsburger Staatstheater wurden im Bereich der ehemaligen Grünanlage an der Volk­hartstraße sehr gut erhaltene Fundamente der mittelalterlichen Stadtbefestigung freigelegt. Beeindruckend ist, dass hier alle Ausbaustufen der Befestigung der einstigen Augsburger Unterstadt vom ausgehenden 13. Jh. bis zur Schleifung dieser Mauern im 19. Jh. zu erkennen sind: Als erstes baute man die eigentliche Verteidigungsmauer, bestehend aus zwei parallel verlaufenden Ziegelmauern mit Wehrgang und vorgelagertem Wehrgraben.

Aus Kostengründen wurde die äußere Mauer als Zweischalenmauerwerk ausgeführt, mit einem Kern aus Flusskies und Mörtel, während die innere auf Entlastungsbögen über Fundamentpfeilern gründete. Als nächstes ertüchtigte man die Mauern mit Wehrtürmen und Stützpfeilern. Im 15. Jh. wurde der Wehrgraben mit einer mächtigen Stützmauer befestigt und dabei um einige Meter stadtauswärts verlegt. 1514 entstand dort, wo heute die Theaterfront steht, der Alte Einlaß und wenige Jahrzehnte später eine Bastion zur Verstärkung dieses ehemaligen Nachttors. Dafür musste ein polygonaler Turm abgetragen werden, der nur auf einer einzigen Stadtansicht von 1521 überliefert ist und ebenfalls archäologisch nachgewiesen werden konnte. Derzeit wird angestrebt einen Teilbereich dieser Mauerstrukturen zu erhalten, diese in den Theaterneubau zu integrieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Überreste der mittelalterlichen Stadtbefestigungsanlagen mit rechteckigem Turmfundament (oben), Wehrgrabenstützmauer (links) und Kiespflaster der Bastion am Alten Einlaß (unten).

04/18_Ältester Nachweis der Pest in Mitteleuropa stammt aus Haunstetten

Ein internationales Forscherteam aus Archäolo­-gen, Anthropologen und Paläogenetikern konnte jüngst die Ausbreitung des Pesterregers in Mitteleuropa bereits vor mehr als 4.000 Jahren und damit lange vor den historisch bekannten Epidemien im Mittelalter und in der Neuzeit feststellen. Bei einem Grab vom Unteren Talweg in Haunstetten, das die Stadtarchäologie im Jahr 2001, vor dem Bau eines Möbelhauses, untersuchte, gelang da- bei der älteste Nachweis des Pesterregers in Mitteleuropa.

Die Identifizierung des Genoms von Yersinia pestis erfolgte im Rahmen eines Projekts zur DNA-Untersuchung von über 500 Bestattungen der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit aus Ost-, Süd- und Mitteleuropa, für das die Stadtarchäologie Augsburg zahlreiche Skelette zur Beprobung bereitstellte. Die DNA-Spuren fanden sich im Inneren der Zähne. Eine Ursache für die frühe Verbreitung der Seuche sehen die Wissenschaftler in der zunehmenden Mobilität der Menschen in der ausgehenden Jungsteinzeit. Ihre weitreichenden Kontakte, die sie über große Entfernungen unterhielten, lassen sich außerdem über importierte Güter nachweisen.

Haunstetten, Unterer Talweg. Grab der Jung­steinzeit (ca. 2.200 v. Chr.) mit DNA-Spuren des Pesterregers (Foto: Stadtarchäologie)

03/18_Töpferstempel auf Reibschüsseln: Kurznachrichten aus der Antike

Reibschüsseln aus Keramik waren in der römischen Küche für die Zubereitung von Würzsoßen und pikanten Cremes unverzichtbar. Sie wurden in unzähligen Töpfereien im gesamten Römischen Reich hergestellt und kommen dementsprechend häufig im archäologischen Fundgut vor. In seltenen Fällen finden sich auf den Gefäßen Stempelabdrücke, mit denen der Töpfer seinen Namen hinterlassen hat. Diese „Kurznachrichten“ dienen als wichtige Quelle für wirtschaftsgeschichtliche und namenkundliche Untersuchungen. Von allen römischen Fundorten in Deutschland bietet Aelia Augusta/Augsburg mit 161 Stück die bei Weitem größte Anzahl an Namenstempeln auf Reibschüsseln.

Im neu erschienenen Band 8 der Augsburger Beiträge zur Archäologie legt Prof. Dr. Stefan F. Pfahl erstmals eine umfassende Zusammenstellung und Auswertung der Töpfernamenstempel auf Reibschüsseln von deutschen Fundorten vor. Mit der systematischen Analyse der Stempelformulare, der Lokalisierung von Werkstätten sowie einem ausführlichen Katalog- und Tafelteil präsentiert sich das Buch als Grundlagenwerk für diese bislang vernachlässigte Quellengattung zur Wirtschaftsgeschichte des 1.–3. Jahrhunderts n. Chr.

Stefan F. Pfahl, Namenstempel auf römischen Reibschüsseln (mortaria) aus Deutschland. Wißner-Verlag Augsburg 2018. 49.80 €
Reibschüsselfragment vom Äußeren Pfaffengäßchen mit Töpferstempel des Gnaeus Domitius Arignotus

02/18_Steinmauern am römischen Forum

Bei der Sanierung des Seniorenwohnheims St. Afra im Kleinen Karmelitengässchen 6-8 mussten archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. An dieser Stelle stand einst das Militärlager und nach dessen Aufgabe im Jahr 70 n. Chr. das Forum der römischen Stadt. Es wurden mehrere Laufniveaus aus der Nutzungszeit des Militärlagers freigelegt und mindestens zwei Steinbauphasen eines Gebäudetraktes, der den Forumsplatz nach Osten hin begrenzte. Hier waren sehr wahrscheinlich Einkaufsläden, sog. tabernae untergebracht.

Beeindruckend sind vor allem die für Augsburger Verhältnisse sehr gut erhaltenen Fundamente der Forumsbauten mit teils aufgehendem Mauerwerk. Letzteres wurde als Zweischalenmauerwerk ausgeführt, mit äußeren Mauerschalen aus sorgfältig aneinandergefügten Tuffsteinquadern und einem Mauerkern aus Tuffsteinbuch und Mörtel. Im Mit-telalter baute man gezielt nur die gut wiederverwendbaren Tuffquader der Mauerschalen ab, während der Mauerkern weit höher erhalten blieb. Gemeinsam mit Bauherrn und Architekten ist nun eine Lösung gefunden worden, diese Mauern unter dem geplanten Neubau zu erhalten.

Fundamentmauern der Steinbauten am römischen Forum (Foto: Stadtarchäologie)
Kettchen aus Golddraht mit Smaragdperlen (Foto: Stadtarchäologie)

01/18_Der Brückenkopf in Hochzoll

Bis weit in das 19. Jahrhundert konnte man den Lech bei Augsburg nur auf zwei Brücken überqueren: Die nördliche führte nach Lechhausen, die südliche nach Friedberg. Letztere ist erstmals um 1030 urkundlich erwähnt und war im Besitz des Klosters St. Ulrich und Afra. Auf Karten des frühen 19. Jahrhunderts sind auf der Ostseite der Brücke imposante Verschanzungsanlagen verzeichnet, die den Übergang militärisch absicherten. Sie wurden vermutlich im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges oder im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs 1703/4 angelegt.

Die äußere Verschanzung mit einer Gesamtlänge von 950 m umfasste eine dreieckige Fläche, sie wies an ihrer Ostspitze eine fünfeckige vorspringende Bastion auf, die den Durchgang der Straße deckte. Im Inneren lag eine stumpf fünf­eckige Wall-Graben-Befestigung mit 430 m Gesamtlänge. Nach dem Anschluss Augsburgs an Bayern hatte die Befestigung ihre militärische Bedeutung verloren. Die Schanzen wurden eingeebnet und von den Eisenbahnanlagen und der rasch wachsenden Siedlung Hochzoll überbaut, so dass heute im Gelände keine Reste mehr zu erkennen sind. Bei einer archäologischen Untersuchung im Herbst 2017 konnten nun erstmals Teile der äußeren Befestigungsanlage in Form von drei gestaffelten Gräben aufgedeckt werden.

Plan der Brückenkopfbefestigung im Urkataster ca. 1810 (Quelle: Geodatenamt)
Querschnitt durch einen Graben der Brückenkopfbefestigung. Foto: 3Archäologen GbR, Moorenweis

04/17_Ein Eulenpokal der Renaissance aus Augsburg

Eulenpokale gehören zu den faszinierendsten keramischen Gefäßen der Renaissance in Mitteleuropa. In Museen und Sammlungen haben sich nicht einmal 20 Exemplare prachtvoller Eulengefäße, meist in Fayencetechnik hergestellt, erhalten; als archäologischer Fund sind Eulengefäße eine große Seltenheit. Der neue Augsburger Eulenpokal, der in viele kleine Scherben zerbrochen war, wurde bereits im Jahr 2003 gefunden. Als man schließlich im vergangenen Jahr für die Umzugsvorbereitungen der Stadtarchäologie viele Funde – darunter die Eule – wieder genau unter die Lupe nahm, war der Entschluss, diese für eine Ausstellung zu restaurieren und die fehlenden Teile zu ergänzen, schnell gefasst.

Wie alle Eulenpokale besteht auch das Augsburger Exemplar aus zwei auf der Scheibe gedrehten Teilen, dem Unterteil bzw. Korpus und dem darauf sitzenden Kopf, den man abnehmen kann. Der erste Blick richtet sich meist auf die von großen Schleiern umrahmten Augen, zwischen denen ein kräftiger Schnabel hervorragt. Auf der Vorderseite des Korpus sitzt der Doppeladler, das kaiserliche Wappen, mit zwei steigenden Löwen als Schildhalter. Fast ansatzlos kommen die dünnen Beine aus dem unteren Teil des Korpus heraus; die drei vorderen Zehen der Fänge krallen sich am Rand der Standplatte fest. Der Eulenpokal, der wohl als Trinkgefäß für besondere Anlässe verwendet wurde, ist noch bis Anfang Dezember in der Ausstellung „Bodenschätze“ im Maximilianmuseum zu sehen.

Eulenpokal aus polychrom glasierter Irdenware, H. 22 cm, gefunden Bei St. Barbara 2, Mitte bis zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts (Foto: Stadtarchäologie, Michaela Hermann)

03/17_Grabungen am Ulrichsplatz

Bei den inzwischen abgeschlossenen Ausgrabungen am Ulrichsplatz 17 kamen unter anderem die Überreste einer wohl vom 16. bis ins 19. Jahrhundert genutzten, holzverschalten Latrine zum Vorschein. Aus der untersten Einfüllschicht stammt ein Münzfund mit etlichen eng beieinander gelegenen, stark zusammen gebackenen bronzemünzen und zwei Goldmünzen. Die bronzemünzen sind sehr schlecht erhalten, Anhaltspunkte für deren Datierung können hoffentlich nach erfolgter Restaurierung gewonnen werden.

Bei den Goldmünzen handelt es sich um zwei Ecu d´or au soleil, beide zwischen 1498–1515 unter könig Louis XII von frankreich geprägt. Auf dem Avers ist jeweils LVDoVIcVS DEI GRAtIA fRANcoRVM REX und auf dem Revers XRS VINcIt XRS REGNAt XRS IMpERAt zu lesen. Aufgrund der punktmarken unter dem 12., bzw. dem 14. buchstaben der umlaufenden Schrift ist die eine Münze in Lyon, die andere in troyes geprägt worden. Als diese Münzen im Umlauf waren bewohnte das Anwesen Lukas Meuting mit seiner familie. ob ihm selber beim Verrichten seines Geschäfts der Münzbeutel in die Latrine fiel oder einem seiner familienangehörigen oder Gäste lässt sich nicht mehr ermitteln. fest steht nur, dieser toilettengang war für den betroffenen mit Sicherheit ein Verlust-Geschäft.

Erhaltene Holzverschalung der Latrine
Bronze- und Goldmünzen aus der Latrine am Ulrichsplatz

02/17_Das neue Archäologische Zentraldepot (AKS)

Die Bauarbeiten am archäologischen Zentraldepot auf dem Gelände der ehemaligen Augsburger Kammgarnspinnerei sind nun abgeschlossen. Unmittelbar nach der offiziellen Schlüsselübergabe am 8. März 2017 beginnt die Stadtarchäologie mit dem Umzug ihrer Büros und des Dokumentationsarchivs. Dann folgen nach und nach die Funde aus den über das Stadtgebiet verteilten Außendepots, deren Verlagerung etwa eineinhalb Jahre dauern wird. Der überwiegende Teil der Funde wird in einer zweigeschossigen Fahrregalanlage im großen Hauptmagazin ihren Platz finden. Daneben gibt es Sondermagazine, zum Beispiel für die sogenannten Kleinfunde oder für Metallobjekte, die nun endlich unter geeigneten Klimabedingungen aufbewahrt werden können.

Im Untergeschoss wird das Magazin für die Steindenkmäler untergebracht. Die langersehnte Fertigstellung des neuen Magazingebäudes ist ein großer Schritt für die Stadtarchäologen, die im neuen Gebäude alle Arbeitsbereiche unter einem Dach vereinen konnten. So sind gute Voraussetzungen für die fachgerechte Betreuung der Sammlungsbestände und deren weitere Erschließung entstanden, was zukünftigen Forschungsprojekten und Ausstellungsvorhaben zugutekommt. Sobald die größten Turbulenzen unseres Büroumzugs überstanden sind, sind öffentliche Führungen zum Gebäude und zu seiner Nutzung vorgesehen.

Die große Betonshedhalle bietet auf 1130 m² Platz für Fahrregale auf zwei Ebenen sowie den Zuwachs künftiger Jahre. Foto: Jost-G. Thorau

01/17_Bronzezeitliche Grabhügel im Univiertel

Südlich der Universität entsteht derzeit der Innovationspark Augsburg, ein erweiterter Campus für universitäre und gewerbliche Forschungseinrichtungen. Wie die bauvorbereitenden Ausgrabungen zeigen, lebten und arbeiteten schon vor 3500 Jahren Menschen an diesem Standort. Ihre Toten bestatteten sie in Grabhügeln, die aufgrund von jahrtausendelanger Erosion mittlerweile vollständig verebnet sind. Nachweisbar sind sie anhand ca. 50 cm breiter Gräben, die Kreise zwischen 3 m und 18 m Durchmesser bilden. Sie umgaben ursprünglich die Hügel und sind heute mit dunklerem humushaltigem Material verfüllt. Grabenunterbrechungen mit Spuren von Holzpfosten deuten auf ehemalige Zugänge. Sie liegen stets im Süden der Kreisgräben, was auf einheitliche Regelungen oder Glaubensvorstellungen hinweisen könnte.

In einigen Fällen blieben die rechteckigen Grabgruben im Zentrum der Grabhügel von der Erosion verschont. Wie in dieser Zeit üblich, wurden die Toten mit dem Kopf im Süden beerdigt, von ihren Gewändern sind nur noch die Verschlüsse in Form von langen, verzierten Bronzenadeln erhalten geblieben. Keramikgefäße enthielten vermutlich Speisen und Getränke. In einem Männergrab war ein Bronzebeil beigegeben worden, eine wertvolle Waffe sowie Statussymbol.

Freilegung einer Bestattung der mittleren Bronzezeit (ca. 1500 v. Chr.) beim Technologiezentrum. Foto: Stadtarchäologie
Drohnenfoto eines Kreisgraben als Rest eines Grabhügels. Foto: 3Archäologen GbR, Moorenweis

04/16_Augsburger Beiträge zur Archäologie – Römische Monumentalarchitektur in Augsburg

In einer Stadt, in der durch die Überbauung nachfolgender Epochen buchstäblich kein römischer Stein auf dem anderen geblieben ist, ist es nicht einfach, sich das Aussehen der antiken Großbauten vorzustellen. Nur einzelne Bauteile wie Architrave, Säulentrommeln und Kapitelle wiesen bis jetzt auf die ehemalige Existenz bedeutender, monu­mentaler Bauwerke in der ehemaligen römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum/Augsburg hin.

Erstmals hat nun mit Klaus Müller ein Bauforscher diese Bauglieder systematisch untersucht und die Größe von römischen Tempeln und anderen öffentlichen Gebäuden rekonstruiert. Der Klassische Archäologe Johannes Lipps weist in seiner Analyse der dekorierten Bauteile nach, dass in der Stadt schon bald nach ihrer Gründung monumentale Steingebäude standen. Stilistische Vorbilder fand man im 1. Jahrhundert in Oberitalien, später in den Rhein-Moselprovinzen. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts sind nun als Band 7 der Reihe „Augsburger Beiträge zur Archäologie“ erschienen. Ergänzende Beiträge von Sebastian Gairhos, Michaela Hermann und Klaus Poschlod beleuchten den Bezug der Großarchi­tektur zu den archäologischen Befunden, die Geschichte des römischen Lapidariums von Augsburg und die Herkunft des von den römischen Baumeistern verwendeten Steinmaterials.

Klaus Müller und Johannes Lipps: Römische Monumentalarchitektur in Augsburg. Augsburger Beiträge zur Archäologie Band 7 (Wißner-Verlag Augsburg, 2016). 168 Seiten mit Abb.

03/16_Bronzestatuette des Merkur

Bei Ausgrabungen in der Jesuitengasse kamen unter Anderem Überreste römischer Fachwerkhäuser und teils mit Fußbodenheizung und Wand­malereien ausgestattete Steingebäude zum Vorschein. Hervorzuheben ist eine frührömische Opfergrube, verfüllt mit zahlreichen Tonscherben, darunter viele sog. terra sigillata Gefäße aus Südgallien mit Töpferstempel. Als kleine Sensation ist der Fund einer Merkurstatuette zu bezeichnen. Sie ist 7,1 cm hoch und bis auf einen abgebrochenen Flügel am Hut (petasus) unversehrt. Sie gehört zum relativ weit verbreiteten Typus des bekleideten Merkur mit Reisemantel, geflügeltem Filzhut und Flügelschuhen. Er hält den Geldbeutel vorgestreckt, in der anderen Hand den Heroldstab (caduceus).

Der wegen seiner Zuständigkeit für Gewinn und Wohlstand bei Händlern sehr beliebte Merkur ist in Augsburg die am häufigsten vorkommende Gottheit. Die Statuette war wohl ursprünglich im Hausheiligtum eines wohlhabenden römischen Händlers aufgestellt. Sie befand sich vermutlich zuletzt als Rohmaterial im Besitz eines Metallhändlers, bevor sie endgültig in einer nachrömischen Schuttschicht landete.

Bronzestatuette des Merkur
Tongefäße in einer römischen Opfergrube und Merkurstatuette, gefunden in der Jesuitengasse.

02/16_Mittelalterliche Holzkonstruktionen am Hunoldsgraben

700 Jahre alte Holzkonstruktionen findet man bei Grabungen in Augsburg nicht jeden Tag. Aufgrund besonderer geologischer Verhältnisse haben sich im rückwärtigen Grundstücksbereich der Baustelle Maximilianstraße 23 zum Hunoldsgraben hin organische Materialien aus dem Mittelalter ausgezeichnet erhalten. Neben qualitätvollen Keramik- und Glasgefäßen geben so ausnahmsweise auch Lederschuhe, gedrechselte Holzgefäße, Kirschkerne und Walnussschalen ganz neue Einblicke in die Alltagskultur des Hoch- und Spätmittelalters. An den außergewöhnlich gut konservierten Holzbohlenverschalungen mehrerer Latrinenschächte ließen sich nicht nur Details ihrer Konstruktionstechnik ablesen, sondern sogar noch die Werkzeugspuren der Zimmerleute erkennen.

Holzbohlenverschalung einer spätmittelalterlichen Latrine am Hunoldsgraben
Holzgefäß aus einzelnen Brettchen (Dauben) in Fundlage

01/16_Bronzezeitlicher Brunnen im Innovationspark

Südlich der Universität entsteht derzeit ein erweiterter Forschungscampus für neue Werkstoffe. Doch schon vor 3000 Jahren wurde an diesem Standort mit neuen Materialien experimentiert: Bei der archäologischen Untersuchung im Vorfeld eines Neubauvorhabens der Universität stießen die Archäologen auf einen 3 m tiefen Brunnen aus der Spätbronzezeit (ca. 1300 – 800 v. Chr.). Der 1,80 m x 1,20 m messende Schacht war mit vier großen Steinplatten ausgesteift. In der Bronzezeit stellte eigentlich Holz das bevorzugte Baumaterial für Gebäude und für Brunnenverschalungen dar, die in der Regel aus Bohlen in Blockbauweise ausgeführt wurden. Im Fall des neu entdeckten Brunnens scheint man die Vorzüge des plattenartig vorkommenden Kalktuffs erkannt zu haben. Dieser poröse, recht weiche und damit einfach zu bearbeitende Stein entsteht im Umfeld stark kalkhaltiger Quellen, die nächsten Vorkommen liegen in der Meringer Au und auf dem Lechfeld. Die bis zu 1,40 m langen, 1,20 m hohen und 20 – 40 cm dicken Platten wurden für den Brunnenbau nur sehr grob zugehauen. Der Transport und der Einbau der mehr als 200 kg schweren Elemente dürfte aber eine technische Herausforderung dargestellt haben. Der Durchbruch des neuen Werkstoffs erfolgte daher erst ein Jahrtausend später unter den Römern.

Bronzezeitlicher Brunnenschacht aus Kalktuffplatten
Brunnenschacht aus der Spätbronzezeit

04/15_Mobile Zeitmessung im Jahr 1527

Bei der Reinigung eines renaissancezeitlichen Massenfundes wurde kürzlich die Deckplatte einer Klappsonnenuhr entdeckt, die mit der Jahreszahl 1527 bezeichnet ist. Somit ist sie die älteste Uhr dieser Art, die bisher als archäologischer Fund bekannt geworden ist. In die ca. 31 mm breite, 34 mm hohe und 3,3 mm dicke, glatt polierte Knochenplatte ist mit feinen Linien ein Vertikalzifferblatt mit der Stundenfolge 6 – 12 – 6 eingraviert. In der Bohrung am Schnittpunkt der Stundenlinien war ursprünglich der als Schattenwerfer dienende Polfadens befestigt, der sich beim Aufklappen der Uhr zwischen Deckplatte und der verlorenen Grundplatte spannte.

Für die Zeitmessung musste die Uhr waagrecht stehen, mithilfe des in die Grundplatte eingelassenen Kompasses in Nord-Süd-Richtung orientiert sein und der Polfaden parallel zur Erdachse ausgerichtet sein; sein Winkel zur Grundplatte musste also der geographischen Breite des Standorts entsprechen. Klappsonnenuhren konnten die Zeit bis zu einer Viertel- bis halben Stunde genau anzeigen und waren damit genauer als die Räderuhren an den Kirchtürmen, die übrigens nach ortsfesten Sonnenuhren immer nachgestellt werden mussten. Als transportable Zeitmesser bedienten die kleinen handlichen Taschenuhren zudem ein wachsendes Bedürfnis nach unabhängiger Bestimmung der Tageszeit.

Deckplatte einer Klappsonnenuhr aus Knochen mit Jahreszahl 1527

03/15_Funde vom alten Theater

Die Stadtarchäologie ist manchmal der erste Ansprechpartner, wenn unerwartet ungewöhnliche Funde zutage kommen. So war es auch Ende August 2014, als in einem Wertachkanal nahe der Kulperhütte eine ca. 1,25 Meter hohe, im Stil der Neorenaissance verzierte Säulentrommel mit dem Bagger freigelegt wurde. Einige Monate später stieß man etwa 50 Meter entfernt auf ein identisches Bauteil. Die beiden Säulentrommeln konnten schon bald dem in den Jahren 1876–1878 nach Plänen der Wiener Architekten Helmer & Fellner errichteten Augsburger Theater zugeordnet werden. Dort dienten sie als Postamente der großen kannelierten Säulen im Obergeschoss der Portalfront. Bei der Umgestaltung des Theaters in den Jahren 1937–1939 hat man die verzierten Teile der Säulen entfernt.

Wohin sie danach gebracht wurden und wann sie schließlich an ihren jetzigen Fundort gelangten, ließ sich bis jetzt nicht ermitteln. Dass sie gerade zu der Zeit wieder gefunden wurden, in der die Generalsanierung des Theaters auf der Tagesordnung steht, ist allerdings ein fast schon wundersamer Zufall. Man wird sehen, ob die aus Kunststein gefertigten Säulenteile, die durch die unpassende Behandlung kleinere Schäden davongetragen haben, wieder ans Theater zurückgeführt und dort in irgendeiner Form gezeigt werden können. Bis dahin werden sie im Depot der Stadtarchäologie sicher verwahrt.

Das 1876–1878 erbaute Theater auf einer Fotografie von 1899.
Säulentrommel nach der Bergung aus dem Wertachkanal

02/15_Abgebrannter römischer Holzkeller in der Frölichstraße 17

Im Zuge der Neubebauung des Diakonissenkrankenhauses wurde im Herbst 2014 der letzte noch verbliebene Trakt des alten Krankenhauses abgebrochen. Darunter kamen unter anderem die Überreste des Kellers eines römischen Holzgebäudes zum Vorschein. Es hatten sich unter einer Brandschuttschicht verkohlte Holzbretter der Verschalung und des Fußbodens erhalten. Darunter zeichneten sich an den Kellerrändern die Standspuren der Pfosten mit ihren Pfostengruben ab. Der Keller hatte eine Seitenlänge von ca. 13 m. Eine flache Vertiefung an der Nordostseite lässt annehmen, dass sich hier wohl der Eingang befand. Es lässt sich ein Pfostenständerbau mit Halbkeller und zumindest in der Osthälfte einem Bretterboden, der auf Schwellbalken ruhte, rekonstruieren. In der Brandschicht lagen sehr viele geschmiedete Eisennägel, die wohl von der Dachkonstruktion stammen sowie ein eiserner Schildbuckel. Daran hing noch einer von einst drei Eisennägeln mit denen dieser am Holzschild befestigt war. Aufgrund der umgebogenen Nagelspitze lässt sich eine Schildstärke von ca. 2 cm ermitteln. Der Schild wurde vermutlich zu Reparaturzwecken im Keller aufbewahrt. Dieses römische Holzgebäude ist im letzten Drittel des zweiten Jahrhunderts n. Chr. im Zuge feindlicher Übergriffe zerstört und danach nicht wieder aufgebaut worden.

Augsburg, Frölichstraße 17. Baubegleitende Freilegung des römischen Holzkellers
Schildbuckel aus Eisen. Durchmesser 15,5 cm

01/15_Gräber der Eisenzeit in Göggingen

Bei bauvorbereitenden Ausgrabungen im Gög­ginger Neubaugebiet südlich der Friedrich-Ebert-Straße konnte ein Gräberfeld der älteren Eisenzeit (ca. 750–600 v. Chr.) untersucht werden. Die Toten hatte man überwiegend eingeäschert und in Urnen aus Ton beigesetzt. Typisch für diese Zeit ist die Beigabe von weiteren Keramikgefäßen, die ursprünglich Getränke und Speisen enthielten. Mehrere Bestattungen wurden nicht verbrannt. Soweit aus ihnen datierbare Funde vorliegen, stammen sie aus jüngeren Epochen, wie der Frühlatènezeit (ca. 400 v. Chr.) oder gar der Spätantike (ca. 400 n. Chr.). Offenbar hatte man diese Toten ganz bewusst in der Nähe der viel älteren Gräber beigesetzt, woraus man schließen kann, dass diese oberirdisch noch zu erkennen waren. Spuren solcher Markierungen – zeittypisch wären aufgeschüttete Grabhügel – ließen sich bei der Gra­bung nicht mehr nachweisen. Eine dieser Nachbestattungen, ein Mann mittleren Alters, lag auf dem Bauch in einer derart verzerrten Haltung, dass seine Füße hinter dem Kopf zu liegen kamen. Wie und warum man den Toten in diese unnatürliche Position brachte, wird die wissenschaftliche Auswertung dieses ungewöhnlichen Befundes klären.

Eisenzeitliche Bestattung eines Mannes in unnatürlicher Körperhaltung.

04/14_Flötentöne in Augusta Vindelicum

Die Restaurierung der römischen Metallfunde, die Ende 2012 aus dem Lechkies beim Alten Hauptkrankenhaus geborgen wurden, bringt immer wieder Überraschendes ans Licht. Aus etlichen unscheinbaren Fragmenten konnte nun ein Teil einer römischen Flöte zusammengesetzt werden – die bislang einzige in Bayern. Sie bestand aus mehreren Bronzeblechhülsen und fein gedrechselten Röhren aus Knochen, die sich ineinanderstecken ließen. Die Tonhöhe war somit durch Verlängern bzw. Verkürzen variabel.

Von antiken Flöten (griech.: aulos; latein.: tibia) existieren zahlreiche zeitgenössische Abbildungen und Beschreibungen; Originalfunde sind dagegen sehr selten. Die Töne erzeugte man mit einem oder zwei Rohrblättchen, ähnlich wie bei Klarinetten bzw. Oboen. Üblicherweise hielt der Spieler zwei unterschiedlich lange Röhren, jeweils mit einer Hand, und war somit in der Lage, zweistimmig zu spielen. Über das Öffnen bzw. Schließen von Löchern mit den Fingern bzw. durch Metallmanschetten und Wachspfropfen erreichten die Flöten einen beachtlichen Tonumfang und man konnte mit ihnen auch komplexe Melodien erzeugen. Der unerwartete Neufund erlaubt uns einen kleinen Einblick in das musische Leben im römischen Augsburg.

Fragment einer römischen Flöte, gefunden 2012 beim Alten Hauptkrankenhaus. Länge noch 13 cm
Darstellung eines Aulos-Spielers auf einer griechischen Vase

03/14_Der Untergrund der Dominikanerkirche

Die ersten wissenschaftlichen Voruntersuchungen in der Dominikanerkirche haben bereits viele aufschlussreiche und spektakuläre Ergebnisse zutage gefördert. Neben Mauerwerk und Estrichfußböden mittelalterlicher Vorgängerbauten wurden in einigen Bereichen großartig erhaltene, farbige figürliche Wandmalereien freigelegt. Zwischen den geziegelten Gew.lben sind zahlreiche weitere Beisetzungen aufgefunden worden. Die gewonnenen Erkenntnisse zur Statik des Gebäudes erlauben eine gesicherte Entfernung des besch.digten Plattenbodens um weitergehende Untersuchungen einzuleiten. Dies ist der n.chste Schritt bei der dringend notwendig gewordenen Generalsanierung. Die zukünftige Nutzung der ehemaligen Klosterkirche und der Standort eines neuen Römischen Museums in Augsburg werden in Planerwerkstätten diskutiert. Die Vorbereitungen für die Sonderausstellung in der Toskanischen Säulenhalle laufen, die ersten Exponate haben bereits ihren Weg an den neuen Standort gefunden.

02/14_Römische Grabinschrift in Oberhausen entdeckt

Ende Januar wurde bei archäologisch begleiteten Aushubarbeiten an der Donauwörther Straße ein Teil eines römischen Grabmonuments entdeckt. Der 1,8 Tonnen schwere Kalksteinblock mit umlaufendem Gesims trägt eine fünfzeilige Inschrift, die uns Einblicke in das Leben eines frühen Augsburgers erlaubt. Tiberius Claudius Victor, ein ehemaliger Gardereiter des Statthalters (eques singularis), wurde nach seiner Militärzeit Kaufmann für Textilerzeugnisse (negotiator artis vestiariae) und verstarb im Alter von 70 Jahren. Seine Gemahlin ließ das Grabdenkmal zusammen mit den Freigelassenen der Familie aufstellen. Die Inschrift aus dem späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert n. Chr. bereichert unsere Kenntnis zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Augusta Vindelicum um mehrere wichtige Aspekte.

Interessant ist z. B. die Tatsache, dass der Soldat nach seiner Dienstzeit einen zweiten Beruf erlernte. Wie auch weitere Inschriften aus Augsburg zeigen, scheint der Textilhandel ein wichtiges Standbein der hiesigen Wirtschaft gewesen zu sein; die in diesem Sektor tätigen Kaufleute waren sogar in einer Art Zunft organisiert. Der Fundort verweist außerdem auf eine große städtische Nekropole jenseits der Wertach, die in nachantiker Zeit von mehreren katastrophalen Hochwasserereignissen zerstört wurde. Nur die schweren Steindenkmäler blieben verkippt im Flußbett liegen und wurden von meterhohen Kiesschichten überlagert.

Grabinschrift bei der Entdeckung

01/14_Der mittelalterliche Friedhof unter dem Kesselmarkt

Nur wenigen Passanten oder Autofahrern, die heutzutage im Kesselmarkt unterwegs sind, dürfte bewusst sein, dass sich an dieser Stelle einstmals ein Friedhof befand. Da man hier in der Vergangenheit bei verschiedenen Baumaßnahmen immer wieder auf Gräber gestoßen war, wurde vor der Verlegung von Versorgungsleitungen die geplante Trasse im Kesselmarkt archäologisch untersucht. Dabei legte man zahlreiche Bestattungen frei, die dicht an dicht – mit dem Kopf im Westen – in bis zu acht Schichten übereinander lagen. Bei den gut erhaltenen Skeletten von Männern, Frauen und Kindern befanden sich keinerlei Beigaben. Die Art der Bestattungen spricht am ehesten für eine Datierung in das späte Mittelalter, genauere Altersangaben erwarten wir von der geplanten C14-Analyse ausgewählter Individuen. Vermutlich steht der Friedhof in Zusammenhang mit einer um 1070 geweihten St.-Martin-Kapelle. Im 13. Jahrhundert hatte sich dort ein Frauenkloster entwickelt, das im Zuge der Reformation aufgelöst wurde. 1538 wurde die Martinskirche abgebrochen. Ihre Fundamente hat man eingeebnet und über dem Friedhof entstand ein öffentlicher Platz – der heutige Kesselmarkt.

Freilegung von Skeletten im Sommer 2013
Darstellung der Martinskirche auf dem Seld-Plan von 1521

04/13_Alamannenschmuck aus Göggingen

Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Göggingen (im Jahr 969 erstmals als „Geginga“ urkundlich erwähnt) im Bereich der heutigen Gerhart-Hauptmann-Straße und des Römerwegs ist schon seit 1927 bekannt. Vor der Bebauung des ehemaligen Seysselschen Gartengutes wurden fast 200 Gräber aus der Zeit von der Mitte des 6. bis zum Anfang des 8. Jhs. n. Chr. aufgedeckt. Dass damals nur ein Ausschnitt des Friedhofs freigelegt wurde, zeigen mehr als 50 weitere Bestattungen, die seither bei diversen Erdarbeiten zum Vorschein kamen.

Die ursprüngliche Anzahl der Gräber lässt sich auf mehr als 500 schätzen. Im Frühsommer 2012 untersuchte die Stadtarchäologie im Vorfeld von Baumaßnahmen erneut 15 Bestattungen in der Gerhart-Hauptmann-Straße. Im Gegensatz zu den meisten Gögginger Gräbern war das Grab einer Frau nicht von ihren Zeitgenossen beraubt worden, so dass ihre umfangreichen Beigaben geborgen werden konnten. Sie datieren ins frühe 6. Jh. n. Chr. und weisen die Bestattung als die bislang älteste des Friedhofs aus. Besonders beeindruckend ist ein Paar je 9,1 cm langer Bügelfibeln aus massivem Silber mit Spuren von Vergoldung. Nach Abschluss der Restaurierung entfalten die Schmuckstücke mit prächtigem Kerbschnittdekor nun wieder ihre ursprüngliche Wirkung.

Bügelfibel (Gewandverschluss) aus vergoldetem Silber, vor der Restaurierung (Foto: Detlef Bach, Winterbach)
Bügelfibel (Gewandverschluss) aus vergoldetem Silber, nach der Restaurierung (Foto: Detlef Bach, Winterbach)

03/13_Neues zu den Römern in Oberhausen

Dass die Oberhauser Flur in römischer Zeit eine wichtige Rolle spielte, war seit der Auffindung des großen Grabmals 1709 in der Zollernstraße bekannt. 1913 folgte die Entdeckung von tausenden römischer Metallobjekte aus einer Kiesgrube nahe der heutigen Weiherstraße, und 1999 konnten erneut steinerne Grabdenkmäler aus einer Baugrube in der Hofer Straße geborgen werden. Nun ist bei einer archäologischen Untersuchung im Vorfeld der Bauarbeiten für einen neuen Kindergarten in der Zollernstraße der Nachweis von römischen Gebäuden gelungen. Unter der Obstwiese eines ehemaligen Bauernhofs wurden dabei dichte Spuren zahlreicher Holz- und Fachwerkgebäude des 1. Jahrhunderts n. Chr. freigelegt.

Aus dem überaus reichen Fundmaterial der Ausgrabung sind viele gut erhaltene Metallobjekte hervorzuheben, darunter ein noch vollständig bewegliches Armkettchen aus Bronze, und ein silberner Fingerring in Schlangenform. Mehrere qualitätvoll bearbeitete Architekturteile aus Kalktuff lassen auf repräsen­tative Steingebäude – möglicherweise ein Heiligtum – in der Nähe der Fundstelle schließen. Vor den Toren der Provinzhauptstadt AVGVSTA VINDELICVM, jenseits des Wertachübergangs der VIA CLAVDIA hatte sich offensichtlich ein florierender römischer Siedlungsplatz entwickelt.

Funde aus der römischen Siedlung in Oberhausen, darunter Armkettchen und Fibel aus Bronze, Nähnadel und Messergriff aus Knochen, silberner Fingerring, farbiges Glas (Foto: D. Narr, Patzelt&Peter).

02/13_Römische Gräber und hochmittelalterliche Textilproduktion

Bei Ausgrabungen der Stadtarchäologie Augsburg am Ulrichsplatz 17 wurden seit August 2012 dichte archäologische Befunde der Römerzeit, des Hochmittelalters und der frühen Neuzeit freigelegt. Die hier entdeckten spätrömischen Körpergräber gehören zum bereits gut erforschten spätrömisch-frühmittelalterlichen Gräberfeld bei St. Ulrich und Afra, das unmittelbar südlich angrenzt. Eine der Bestattungen war mit Speis- und Trankbeigaben ausgestattet, bei anderen fand sich Trachtzubehör.

Leider sind die meisten Gräber bereits im Hochmittelalter durch intensive Bodeneingriffe beseitigt worden. Damals haben Textilhandwerker hier zahlreiche rechteckige Grubenhäuser ca. 1 bis 1,5m tief in den Boden gegraben. Darin standen jeweils mittig Webstühle aus Holz von denen nur die massiven Pfostenlöcher erhalten blieben. Grubenhäuser eigneten sich vor allem für die Leinenweberei. Die hohe und konstante Luftfeuchtigkeit verhinderte, dass die leinenen Kettfäden brüchig wurden. In einem dieser Grubenhäuser lag ein mit Ritzlinien verziertes, nahezu quadratisches Webbrettchen aus Knochen. Solche an den Ecken gelochten Scheiben dienten der Herstellung von schmalen Bändern oder Borten.

Spätrömische Körperbestattung eines ca. 5 Jahre
alten Mädchens mit Bronzearmreif am rechten Arm

01/13_Spuren einer antiken Überschwemmung beim Vincentinum

Wieder einmal war der Bau einer Tiefgarage An­lass zu archäologischen Untersuchungen. Beim Neubau eines Gesundheitszentrums nahe des Alten Hauptkrankenhauses wurden dabei in über 3 m Tiefe unter der heutigen Oberfläche die Spuren einer antiken Flutkatastrophe freigelegt. Etwa 200 m östlich der Hochterrassenkante lagen eingebettet im Lechkies verstürzte Mauerstücke und Kalksteinblöcke von römischen Grabbauten, die offensichtlich unterspült, umgestürzt und von einer Kiesbank verschüttet worden waren. Sie stammen von einer bisher völlig unbekannten römischen Nekropole östlich der Stadt. Zwischen den Steinquadern hatten sich angeschwemmte Wurzelstöcke von Erlen und Weiden verkeilt, die das Lechhochwasser mitgerissen hatte.

Ein Steinblock trägt eine lateinische Grabin­schrift für zwei kleine Kinder, die achtjährige Burilla und den eineinhalbjährigen Burinianus. Ihr Vater Burius ließ das Grabdenkmal im 3. Jahrhundert n. Chr. aufstellen. Er war aus Thrakien (das heute Südbulgarien, Nordostgriechenland und den eu­ropäischen Teil der Türkei umfasst) nach Aelia Augusta gekommen. Der Neufund ist damit ein weiterer eindrucksvoller Beleg sowohl für die hohe Mobilität im Römischen Reich als auch für die kulturelle Vielfalt im antiken Augsburg.

Teile des römischen Kindergrabmals kurz nach der Bergung: Inschriftenblock (vorne) und Bekrönung mit Pinienzapfen (hinten)

04/12_Die renaissancezeitliche Stadtbefestigung am Königsplatz

Bei den laufenden Bauarbeiten für die Mobilitätsdrehscheibe wurde am Königsplatz ein eindrucksvolles Relikt der reichsstädtischen Befestigungsanlagen freigelegt. Die rasche Entwicklung der Feuerwaffen zwang die Stadt Augsburg dazu, im 16. Jahrhundert ihre im Mittelalter gebaute Stadtmauer den neuen Erfordernissen anzupassen. An neuralgischen Punkten errichtete man halbrunde Geschützbastionen von bis zu 50 m Durchmesser. Der Verteidigungsgraben vor der Stadtmauer wurde auf 30 m verbreitert und hatte nun eine Tiefe von 8 m.

Zur Stadtmauer hin war die Grabenböschung (Eskarpe) mit einer steilen Stützmauer versehen. Um auch die feldseitige Grabenböschung (Kontereskarpe) möglichst steil und daher schwer überwindbar zu gestalten, befestigte man sie an der Wende zum 17. Jahrhundert im Grabenabschnitt zwischen Gögginger Tor und Rotem Tor ebenfalls mit einer Stützmauer. Wie die Ausgrabungen zeigten, war diese 1,70 m dicke Backsteinmauer mit einer Neigung von etwa 5 Grad errichtet worden, um den gewaltigen Erdruck abzufangen. Auf der dem Graben abgewandten Seite befanden sich außerdem in regelmäßigen Abständen Stützpfeiler, zwischen denen Tonnengewölbe eingespannt waren. Ab 1860 wurden die Stadtmauer abgebrochen, die Wallanlagen abgetragen und die Gräben aufgefüllt. Die Fundamente beließ man im Boden, wo sie seither in ungeahnt guter Erhaltung ruhten.

Die frühneuzeitliche Stützmauer der Grabenböschung bei ihrer Freilegung am Königsplatz
Die Stadtbefestigung im Bereich des Königsplatzes (Gögginger Tor) im Jahr 1626 auf dem Stich von Wolfgang Kilian

03/12_Überreste eines mittelalterlichen Abwasserkanals

Bei der Neuverlegung einer Wasserleitung stießen Bauarbeiter Ende März in der Philippine-Welser- Straße in etwa eineinhalb Meter Tiefe auf eine Reihe von Holzpfählen, die senkrecht im schlammigen Untergrund steckten. Diese Stämme samt einiger waagrecht liegender Bohlen dienten einst zur Befestigung eines künstlich angelegten Wasserkanals, die immer wieder ausgebessert werden musste, wie die dicht beieinander stehenden Pfähle aus Fichten-, Eichen- und Tannenholz zeigen. Von allen 22 Hölzern, die in dem sehr kleinen Ausschnitt aufgedeckt wurden, hat man jeweils eine Scheibe abgesägt, um sie mithilfe der Jahrringchronologie zu datieren.

Allerdings konnten nur bei vier Tannenhölzern, die jedoch nicht zur ältesten Bauphase gehörten, Fälldaten von 1309, 1317 und zweimal von 1343 ermittelt werden. Der Wasserkanal führte vermutlich auf den bekannten und schon früher weiter nördlich an mehreren Stellen aufgedeckten Mettlochkanal zu, der später massiv mit Tuffsteinen und Ziegelsteinen ausgebaut wurde. Da natürliche Wasserläufe auf der Augsburger Hochterrasse fehlen, weist diese Entdeckung in der Fußgängerzone auf ein vielleicht schon im Mittelalter existierendes, weit verzweigtes, teilweise unterirdisches Kanalsystem hin, das neben dem Schmutzwasser der Anlieger vor allem nicht versickerndes Oberflächenwasser sammelte und ableitete, und somit half, Straßen und Plätze trockenzulegen.

Abb. rechts: Holzpfähle und eine Bohle der spätmittelalterlichen Kanalbefestigung im feuchten Untergrund in der Philippine-Welser-Straße

02/12_Ausgrabungen vor dem Westtor der Römerstadt

In der Kohlergasse 5–9 und Heilig-Kreuz-Straße 10 führt die Stadtarchäologie Augsburg seit Oktober 2011 Ausgrabungen durch. Bereits 1949–51 wurde hier das Westtor der römischen Stadtmauer entdeckt. Durch dieses Tor führte die römische Fernstraße nach Cambodunum (Kempten). Die meterhohen Kiesschichten des Straßenunterbaus wurden nun freigelegt. Als erste Maßnahme errichteten die römischen Straßenbauer einen Knüppeldamm aus Baumstämmen, über welchen die schweren Karren fahren konnten, ohne im feuchten Lehmboden stecken zu bleiben. Die Baumstämme hatten sie vorher angebrannt, damit diese länger haltbar bleiben.

Beidseitig der Straße verliefen die einst mit Holz verschalten Gräben der römischen Frischwasserleitung. Nördlich davon blieben Überreste römischer Fachwerkhäuser des ersten und zweiten Jahrhunderts n. Chr. erhalten, die nun ausgegraben werden. Im Vorfeld der steinernen Stadtmauer hatten die Römer mehrere Wehrgräben als zusätzliches Annäherungshindernis angelegt. Einer der äußeren Gräben konnte bereits dokumentiert werden. Unter den archäologischen Befunden aus nachrömischer Zeit sind Siedlungsspuren des Hochmittelalters, ein spätmittelalterlicher Holzkeller und frühneuzeitliche Backsteinkeller, Latrinen und Zisternen hervorzuheben. Besonders beeindruckend, vor allem wegen ihres guten Erhaltungszustandes, waren mehrere Öfen aus dem 14. Jahrhundert, in denen Buntmetall (Bronze) verarbeitet wurde.

Abb. rechts: Kohlergasse 5-9. Blick über die Ausgrabungsfläche.

01/12_Gräber des frühen Mittelalters in Inningen

In das Jahr 1071 fällt die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Stadtteils Inningen. Dass der Ort auf viel ältere Wurzeln zurückgeht, beweisen neue archäologische Ausgrabungen in der Hohenstaufenstraße. Beim Abtrag des Oberbodens auf einem Baugrundstück zeigten sich langrechteckige Verfärbungen in Ost-West-Ausrichtung – ein Indiz für ein Gräberfeld des frühen Mittelalters. Die folgende archäologische Untersuchung ergab dann auch knapp 30 Bestattungen eines ursprünglich wohl weitaus größeren Friedhofs.

Etwa zwei Drittel der Gräber waren kurze Zeit nach der Beisetzung geplündert und verwüstet worden. Von ihrer ursprünglichen Beigabenausstattung mit Waffen oder Schmuck zeugen daher nur noch kleine Fragmente, die von den Grabräubern übersehen wurden. Die wenigen erhaltenen Grabbeigaben stammen aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. Der neu gefundene Bestattungsplatz in der Hohenstaufenstraße liegt am Rand des alten Ortskerns und nur ca. 170 m östlich der Dorfkirche St. Peter und Paul. Es liegt nahe, hierin das Ortsgräberfeld des frühmittelalterlichen Dorfes Inningen zu sehen. Ein weiteres Gräberfeld dieser Zeit, das 2004 im etwa 400 m südwestlich gelegenen Hornissenweg untersucht wurde, weist deutliche Unterschiede auf. Nach Ausweis der reichen Beigaben ließen sich dort offenbar Angehörige einer Oberschicht bestatten.

Bestattung des frühen Mittelalters (7. Jh. n. Chr.) aus Inningen

04/11_Der neu eröffnete Archäologische Garten im Äußeren Pfaffengässchen

Das östliche Domviertel ist heute eine ruhige Wohngegend, geprägt von großen Gartenflächen. Kaum vorstellbar, dass sich hier vor 1800 Jahren das Zentrum der römischen Stadt Augusta Vindelicum befand, mit einer riesigen Markthalle, dem Forum mit Kapitolstempel und Verwaltungsgebäuden sowie einer großen öffentlichen Badeanlage. 

Nachdem im Äußeren Pfaffengässchen 9–13 bei Ausgrabungen in den Jahren 1992–1996 ein Ausschnitt eines sehr gut erhaltenen römischen Großbaus – wahrscheinlich der öffentlichen Bäder von Augusta Vindelicum – freigelegt wurde, entschied sich die Stadt, einen Teil des Baugeländes zu erwerben, um die drohende Zerstörung durch den Bau einer Tiefgarage zu verhindern. Dank einer großzügigen Spende der Langner’schen Stiftung und einer hohen Eigenleistung aller beteiligten Ämter, allen voran des Tiefbauamts, ist es nun gelungen,
das Grundstück aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken: Am 8. Juli eröffnete OB Dr. Kurt Gribl im Äußeren Pfaffengässchen 9 den Archäologischen Garten. Auf dem 400 qm großen Grundstück hat die Stadtarchäologie eine öffentliche Anlage geschaffen, die Bürgern und Besuchern Gelegenheit bietet, auf Tuchfühlung mit der reichen Geschichte Augsburgs zu gehen. Neben der im Wortsinne „vielschichtigen“ 2000-jährigen Baugeschichte an diesem Platz liegt ein zweiter Schwerpunkt der Besucherführung auf der römischen Architektur. Originale Exponate und detailgetreue Rekonstruktionen vermitteln Einblicke in das römische Bauwesen. Die jüngeren Besucher können sich auf die Spuren der Römer begeben und dabei sogar etwas gewinnen.

Der Archäologische Garten im Äußeren Pfaffengässchen

03/11_Abschluss der Ausgrabungen im römischen Gräberfeld an der Frölichstraße

Die Ausgrabungen auf dem Gelände des Diakonissenkrankenhauses sind nun nach knapp dreijähriger Tätigkeit beendet worden. Es wurden zahlreiche Brand- und vor allem Körperbestattungen aus der Römerzeit geborgen. Einige davon waren mit besonders wertvollen Grabbeigaben ausgestattet. Besonders viele Gräber wurden bereits in der Römerzeit beraubt. Dieser Bestattungsplatz wurde von den ersten Jahrzehnten nach Christus bis um die Mitte des vierten Jahrhunderts genutzt. Er lag an der römischen Straße, die nach Cambodunum (Kempten) führte. Diese Straße wurde nun in der Frölichstraße im Bereich des Fußgängerweges vor dem Diakonissenkrankenhaus lokalisiert.

Erstmals konnte nun außerhalb, am Rande des Gräberfeldes der dazugehörige Verbrennungsplatz festgestellt werden. Auch eine knapp drei Meter hohe Begrenzungsmauer dieses Gräberfeldes aus Tuffstein ließ sich nachweisen. Von den einst sicherlich zahlreichen oberirdischen Grabmonumenten zeugen nur noch wenige Kalksteinbruchstücke mit entsprechenden Bearbeitungsspuren. Südlich des Gräberfeldes wurden mehrere parallel verlaufende Gräben der römischen Frischwasserleitung entdeckt, die nach Nordosten, in Richtung der Römerstadt führen. Diese Wasserleitung wurde vom römischen Militär angelegt, als eine der ers ten Maßnahmen im Zusammenhang mit der Errichtung eines Kastells auf der Hochterrasse zwischen Lech und Wertach.

Frölichstraße 17. Mitarbeiter der Stadtarchäologie
beim Freilegen von römischen Skeletten.

02/11_Archäologische Untersuchungen beim "Wieselhaus"

Im Zuge der Sanierung des sog. Wieselhauses im Pfaffengäßchen 23 und des Umbaus zum Fugger- und Welser-Museum wurden an einigen Stellen Bodeneingriffe erforderlich, die zurzeit von der Stadtarchäologie Augsburg durchgeführt werden. Dass hier, im Klostergarten von St. Stephan, mit hochwertigen archäologischen Befunden zu rechnen ist, hatten die Ausgrabungen von 1987 gezeigt, als nur wenige Meter nördlich des Wieselhauses die gut erhaltenen Überreste eines römischen Steingebäudes mit Fußbodenheizung und Mosaikfußböden zutage kamen. Darüber hinaus sind hier Überreste des frührömischen Militärkastells zu erwarten und auch das Forum der römischen Provinzhauptstadt soll wohl hier nach Aufgabe dieses Lagers auf der nun im Zentrum der Siedlung freigewordenen Fläche errichtet worden sein.

Obwohl die Bodeneingriffe der aktuellen Ausgrabung flächig sehr begrenzt sind, konnten bereits Fundamentgräben von römischen Steinbauten und darunter mehrere Holzbauphasen der in Fachwerkbauweise errichteten Mannschaftsunterkünfte sowie eine gekieste Lagerstraße des Militärkastells nachgewiesen werden. Die oberste und letzte Holzbauphase des Kastells endete mit einem Brand, wie die noch gut erhaltenen verkohlten Schwellbalken und der dazugehörige verziegelte Stampflehmfußboden bezeugen. Somit lässt sich an dieser Stelle sehr eindrucksvoll das gewaltsame Ende des Militärlagers während der nach Neros Tod ausgebrochenen Bürgerkriege 69/70 n. Chr. nachweisen. Stadtarchäologie, Gögginger Straße 59 86159 Augsburg, T (08 21) 3 24-41 42 www.kunstsammlungen-museen-augsburg.de

Verkohlte Schwellbalken und verziegelter Lehm­estrich. Zeugnis der gewaltsamen Zerstörung des römischen Militärkastells während der Bürgerkriege nach Neros Tod.

01/11_Römische Siedlungsspuren nördlich der Frölichstraße

Auf dem Gelände des Brauhauses Riegele in der Frölichstraße wurden vor Baubeginn des dort geplanten Parkdecks von der Stadtarchäologie Augsburg archäologische Untersuchungen durchgeführt. Statt auf die erwarteten römischen Gräber, wie sie am gegenüberliegenden Diakonissenkrankenhaus nachgewiesen sind, stieß man hier völlig überraschend auf Siedlungsstrukturen der Römerzeit, darunter die Fundamente eines Steingebäudes, ein verfüllter römischer Brunnen, mehrere einst mit Holz verschalte Zisternen oder Latrinen und die Spuren eines ca. 8 x 12 m großen Holzkellers. Unter diesem im letzten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. aufgelassenen Keller befand sich eine mit Hausrat und Schlachtabfällen verfüllte Grube. Neben Rinder- und Pferdeknochen konnten auch sehr viele, außergewöhnlich gut erhaltene, römische Keramikscherben, darunter zum Teil noch vollständige Krüge, Reibschalen und Amphorenfragmente geborgen werden. Die offensichtlich gleichzeitige Entsorgung einer solch großen Anzahl von Küchengeschirr deutet auf eine überstürzte Räumung, möglicherweise im Zuge von kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Knochen eines bereits in römischer Zeit stark gestörten menschlichen Skeletts lagen in den Einfüllschichten des Holzkellers. Aufgrund seiner isolierten Lage kann ein Zusammenhang zum südlich der Frölichstraße gelegenen römischen Gräberfeld nicht hergestellt werden.

In einer Grube entsorgte römische Gebrauchskeramik: Krüge, Reibschalen und Amphorenfragmente. (2. Jh. n. Chr.)

04/10_Eine frühneuzeitliche Abfallhalde am Schäfflerbach

Bei Erdarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Augsburger Kammgarnspinnerei, direkt nördlich der Prinzstraße, kam völlig überraschend eine bis zu 50 cm mächtige Schicht mit großen Mengen an Funden aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit zutage. Wahrscheinlich wurde bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts an diesem außerhalb gelegenen Platz der in der Stadt gesammelte Abfall abgeladen, wobei noch weitgehend unerforscht ist, wie die städtische Müllbeseitigung in dieser Zeit genau organisiert war. Diese Müllschicht konnte nun auf einer Fläche von etwa 1.000 m² archäologisch untersucht und das umfangreiche Fundmaterial geborgen werden.

Die damals zu Bruch gegangenen und weggeworfenen Keramik- und Glasgefäße, teilweise aufwendig verzierte Ofenkacheln, Kleidungszubehör und viele andere Gebrauchsgegenstände gewähren uns heute einen Einblick in das tägliche Leben und die Ausstattung der Haushalte. Gewerbeabfälle, wie Buntmetallschnipsel, Eisenschlacken, Spinnwirtel aus Keramik, Fingerhüte und Nadeln aus Bronze sowie abertausende durchlöcherte Knochenstücke, aus denen die sogenannten Beinringler Perlen für Rosenkränze herausgebohrt hatten, machen die Arbeitsabläufe verschiedener Handwerkszweige anschaulich.

03/10_Alamannisches Langhaus und keltische Getreidemühle in Haunstetten

Im Norden Haunstettens wird derzeit das ehemalige Flugplatzgelände der Messerschmitt-Werke für neue Baumaßnahmen erschlossen. Westlich des Landesamts für Umwelt soll auf einem 2 ha großes Gelände ein Studentenwohnheim entstehen. Während die Haunstetter Niederterrasse bisher vor allem für ihre dichten Siedlungs- und Grabfunde insbesondere der Jungsteinzeit und der Bronzezeit (ca. 2200–800 v. Chr.) bekannt ist, wurden bei der vor wenigen Wochen abgeschlossenen Notgrabung viel jüngere Siedlungsspuren ent­deckt.

Die mit dunklem Humus verfüllten Pfos­tengruben eines knapp 30 m langen und über 12 m breiten Gebäudes zeigen eine überaus regelmäßige Anordnung und damit die Sorgfalt der frühen Haunstetter Häuslebauer (Abbildung). Ganz ähnliche Grundrisse kennt man in Südbayern aus zahlreichen Siedlungen des frühen Mittelalters (6. – 8. Jh. n. Chr.). Fast 1000 Jahre zuvor hatte man während der späten Eisenzeit (2./1. Jh. v. Chr.) in einem knapp 3 m tiefen, mit Holzbohlen verschalten Brunnenschacht allerhand unbrauchbar gewordenen Hausrat entsorgt. Bemerkenswert ist ein fast vollständiger Mahlstein von ca. 40 cm Durchmesser, der den unteren Teil („Bodenstein“) einer zweiteiligen Drehmühle bildete. Der Haunstetter Mahlstein gehört zu den ältesten Belegen der neuen Technik, die in Mitteleuropa erst von den Kelten eingeführt wurde. 

Aus der Vogelperspektive: Luftbild des frühmittelalterlichen Langhauses von der Bgm.-Ulrich-Straße. Foto: K. Leidorf

02/10_Mord und Totschlag im römischen Gräberfeld an der Frölichstraße

Bei den laufenden Ausgrabungen auf dem Gelände des Diakonissenkrankenhauses werden zahlreiche Brand- und vor allem Körperbestattungen aus der Römerzeit freigelegt. Dem kalkhaltigen Lössboden der Augsburger Hochterrasse ist es zu verdanken, dass sich die Knochen der hier Bestatteten besonders gut erhalten haben. Ein Glücksfall für Anthropologen, denn eine genaue Erforschung der einzelnen Skelette ermöglicht vielfältige Aussagen zu Alter, Geschlecht, Krankheiten oder zur Todesursache. Darüber hinaus können manchmal sogar Untersuchungen zur Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Herkunft oder Lebensgewohnheiten, wie z. B. der Ernährung gemacht werden.

In Fehlstellung verheilte Knochenbrüche oder Spuren von Schwerthieben am Schädel erkennt man oft bereits auf den ersten Blick. Bei dem Skelett eines Mannes war die Todesursache bereits unmittelbar nach dem Freilegen klar. Im Brustbein steckte noch die eiserne Spitze eines Speeres, der ihn frontal, mitten in die Brust getroffen hatte. Diese Verletzung führte sicherlich zum sofortigen Tod dieses Mannes. Da die Speerspitze das Brustbein durchstoßen und sich im Knochen verhakt hatte, konnte sie nicht ohne weiteres entfernt werden. Daher sägte man nur den hölzernen Schaft ab und beließ die Speerspitze im Körper des Verstorbenen. Der Mann war vermutlich Opfer einer kriegerischen Auseinandersetzung und wurde von seinen Angehörigen im römischen Gräberfeld an der heutigen Frölichstraße beerdigt. Als Beigabe erhielt er ein Glasgefäß.

Frölichstraße 17. Körperbestattung mit Glasgefäßbeigabe, im Brustbeinknochen steckt eine eiserne Speerspitze.a

01/10_Reiche Beigaben im römischen Gräberfeld an der Frölichstraße

Zahlreiche Brand- und Körperbestattungen aus der Römerzeit konnten bei Ausgrabungen auf dem Gelände des Diakonissenkrankenhauses freigelegt werden. Das Gräberfeld lag außerhalb der Stadtmauern an der Straße nach Cambodunum (Kempten). Vor kurzem erst gelang nun auch die genaue Lokalisierung dieser römischen Straße. Obwohl über 90% der Gräber bereits in der Antike geplündert worden sind, liefern die wenigen erhaltenen Grabbeigaben ein gutes Zeugnis von der ehemals reichen Ausstattung vieler Gräber. Von den Grabräubern unbeachtet konnten schöne vollständig erhaltene Glas- und Keramikgefäße die Zeiten überdauern. Neben Trachtbestandteilen aus Bronze wie Gewandfibeln, Armreifen, Gürtelund Stiefelschnallen sowie Ohr- und Fingerringen, konnten auch Haarnadeln aus Knochen, Kinderarmreifen aus Gagat, zahlreiche Glasperlen und sogar einige Korallenperlen geborgen werden. Die Toten wurden mit Speise- und Trankgaben ausgestattet, wovon neben Ess- und Trinkgeschirr vor allem Geflügel- und Schweineknochen Zeugnis ablegen. Einzelne Münzen hat man den Verstorbenen wohl als Fährgeld mitgegeben. Die oft gefundenen tönernen Öllämpchen sollten für Licht in der dunklen Unterwelt sorgen.

Frölichstraße 17. Beigaben am Fußende eines Körpergrabes: Keramikteller, Glaskelch und Glasflasche.

04/09_Ausgrabungen im römischen Gräberfeld an der Fröhlichstraße

Bei den noch andauernden Ausgrabungen auf dem Gelände des Diakonissenkrankenhauses konnten bislang über hundert Bestattungen freigelegt werden. Dieser Bestattungsplatz wurde von den ersten Jahrzehnten nach Christus bis um die Mitte des vierten Jahrhunderts genutzt. Bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts war es üblich die Leichen zu verbrennen, danach ging man allmählich zur Körperbestattung über. Erstmals konnte nun außerhalb, am Rande des Gräberfeldes der dazugehörige Verbrennungsplatz nachgewiesen werden. Die aus den einzelnen Brandschichten geborgenen über 250 römischen Münzen wurden wohl bei der Verbrennungszeremonie ins Feuer geworfen. Zum ersten Mal ließ sich nun auch eine Begrenzung des Gräberfeldes in Form eines Mauerfundamentes feststellen. Aufgrund eines noch gut erhaltenen umgestürzten Abschnittes lässt sich die Mauer bis ins letzte Detail rekonstruieren. Die zweischalige Tuffsteinmauer war knapp drei Meter hoch und mit halbrunden Zinnensteinen bekrönt. Es ist geplant, diese Mauer mit dem originalen Steinmaterial an ihrem ursprünglichen Standort wieder aufzurichten.

Frölichstraße 17, Schnitt durch eine Urnenbestattung

03/09_Ausgrabungen in der Frauentorstraße 51

Beim Ausheben einer Kanaltrasse in der Frauentorstraße 51 kamen knapp unter der modernen Hofpflasterung neben Spuren spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Besiedlung auch die Überreste eines römischen Steingebäudes zum Vorschein. Außergewöhnlich war der für Augsburger Verhältnisse sehr gute Erhaltungszustand der römischen Tuffmauern, vor allem aber ihre Breite von 1,15 m. Obwohl nur ein sehr kleiner Bereich dieses Gebäudes freigelegt werden konnte, ließen sich zwei mit Fußboden- und Wandheizung ausgestattete Räume nachweisen.

Überreste von Wandmalereien und Bodenmosaiken weisen auf die gehobene Ausstattung der Räumlichkeiten hin. Aufgrund seiner massiven Mauern, muss es sich bei dem Bau um ein sehr hohes, möglicherweise mehrstöckiges und sehr wahrscheinlich öffentliches Gebäude handeln. Die Verwendung von ziegelmehlgemagertem und somit wasserundurchlässigem Mörtel, wie bei römischen Bädern üblich, könnte für eine Deutung als Therme sprechen. Hervorzuheben ist auch die prominente Lage direkt an der via claudia, der Hauptverkehrsachse von Süden nach Norden durch die Römerstadt.

Frauentorstraße 51, Vermessungsarbeiten an den römischen Mauern

02/09_350 Jahre blauer Dunst in Augsburg – Studioausstellung

Auf nahezu jeder Ausgrabung in der Stadt findet man sie: Tabakspfeifen aus Ton. Sie zeugen von einer neuen Sitte, die sich im 17. Jahrhundert vor allem durch die Soldaten des Dreißigjährigen Kriegs in ganz Europa ausbreitete. Zum „Tabak trinken“, wie das Rauchen im damaligen Sprachgebrauch hieß, brauchte man nämlich eine Pfeife, die in aller Regel aus Ton hergestellt war.

Aussehen und Verzierungen der bald massenhaft hergestellten Pfeifen änderten sich sehr schnell, und die Marken und Namensstempel auf den Pfeifen verraten oft, welcher Pfeifenhersteller sie gemacht hatte und woher sie kamen. Die meisten der in Augsburg gefundenen Pfeifen wurden aus Holland importiert, wo sich besonders die Stadt Gouda zum weltweit führenden Zentrum der Pfeifenindustrie entwickelt hatte. Später gelangten dann vor allem die Produkte der Westerwälder Pfeifenbäcker nach Augsburg.

Vor wenigen Jahren kamen bei Ausgrabungen in der Jakobervorstadt einige von damals sehr teuren Reliefpfeifen zutage, darunter Pfeifenköpfe mit den Porträts von Mitgliedern des niederländischen Fürstenhauses Oranien. Mit diesen Rauchutensilien brachte der Raucher vermutlich ein politisches Bekenntnis zum Ausdruck, das in der Reichstadt Augsburg mehr als ungewöhnlich war.

Köpfe holländischer Reliefpfeifen aus Ausgrabungen in Augsburg, zweite Hälfte 18. Jahrhundert.

01/09_Zeugnisse von der Steinzeit bis ins frühe Mittelalteralter

Die um 1515 errichtete Dominikanerkirche St. Magdalena beherbergt seit 1966 in einem der schönsten barockisierten Innenräume Augsburgs das Römische Museum mit seiner Sammlung. Dokumentiert wird die früheste Geschichte unserer Stadt und ihrer näheren Umgebung. Werkzeuge der Steinzeit, bronzenes Geschirr sowie goldene Becher aus der Zeit um 1000 v. Chr. markieren den Ausstellungsanfang. Weit zahlreicher noch sind die Hinterlassenschaften aus der römischen Epoche der ehemaligen Provinzhauptstadt AELIA AVGVSTA. Neben Altären mit Huldigungen an römische und einheimische Götter stehen Weihen für die Kaiser Diokletian und Probus.

Zwei voll ständige Pfeilergrabmäler eines Soldaten der III. Legion und eines Rechtsgelehrten, sowie einzelne Grabsteine von Händlern und Kaufleuten mit bildlichen Darstellungen von Weintransport und Verkauf ergänzen die bedeutendste Sammlung antiker Steindenkmäler Süddeutschlands. Abgerundet wird das Bild vom Leben im römischen Augsburg durch Gold- und Silbermünzen, qualitätvolle Keramik- und Glasgefäße, bronzene Götterstatuetten und den vergoldeten Pferdekopf eines kaiserlichen Reiterstand bildes. Der früheste Nachweis des Christentums um 340 n. Chr. ist eine Glasschale mit der Darstellung Adams und Evas. Alamannischer Schmuck, Waffen und Beigaben einiger Klerikergräber von St. Ulrich und Afra zeigen ab schließend den Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter im 6. und 7. Jahrhundert.

Pferdekopf eines Reiterstandbildes, Bronze vergoldet. Erste Hälfte 2. Jahrhundert n. Chr., 1709 in Augsburg an der Wertach gefunden.