Videotour durchs römische Augsburg Durch Augusta Vindelicum mit Stadtarchäologe Dr. Sebastian Gairhos
Im Boden unter Augsburgs Altstadt schlummert die alte Römerstadt Augusta Vindelicum. Fast 500 Jahre hat sie als Hauptstadt der Provinz Raetien die Geschichte des Raumes zwischen Alpen, Donau und Inn geprägt. In vielfältigen Ausgrabungen findet unsere Stadtarchäologie Spuren und Objekte, welche diese Zeit der über 2.000 Jahre alten Stadtgeschichte greifbar machen.
Mit 100 Hektar Fläche bildete Augusta Vindelicum die größte römische Siedlung in Süddeutschland. Sie erstreckte sich über das heutige Gebiet vom Pfannenstiel im Norden der Stadt bis zu den Stadtwerken im Süden sowie von Heilig-Kreuz im Westen bis an die Schwedenstiege im Osten. Die frühesten römischen Funde Augsburgs stammen aus der Zeit um Christi Geburt und liegen damit circa 10 bis 15 Jahre nach der Eroberung des Alpenraums durch die Römer.
Noch heute lässt sich vor allem im Domviertel auf den Spuren der Römer einiges entdecken. Dr. Sebastian Gairhos, Leiter der Stadtarchäologie Augsburg, nimmt Sie in zehn kurzen Videos mit auf eine Erkundungstour durch das römische Augsburg.
Startpunkt der Videotour mit sechs Stationen – oder als Spaziergang vor Ort – ist der Archäologische Garten (Äußeres Pfaffengässchen 9, geöffnet von 1. April bis 30. November täglich (außer Montag) von 10 bis 17 Uhr; Eintritt frei).
Die Stationen im Überblick Vom Archäologischen Garten zum südlichen Ende der Römerstadt
Schon gewusst, dass ...
... Augusta Vindelicum die größte römische Siedlung in Süddeutschland bildete, mit einer Größe von rund 100 Hektar (entspricht in etwa 140 Fußballfeldern)?
... sich die Siedlung über das heutige Gebiet von der Straße "Am Pfannenstiel" im Norden bis hin zum Sitz der Stadtwerke im Süden sowie von Heilig-Kreuz im Westen hin zur Schwedenstiege im Osten erstreckte?
... Augusta Vindelicum Hauptstadt der Verwaltungseinheit (Provinz) Raetien war, welche große Teile des heutigen Bayerns und Baden-Württembergs umfasste?
... die Stadt aufgrund der günstigen Verkehrslage ein stark florierendes Handelszentrum für Waren wie Textilien und Wein darstellte?
... unsere frühesten Römerfunde aus der Zeit um Christi Geburt stammen und damit nur circa 10 bis 15 Jahre nach der Eroberung des Alpenraums durch die Römer (15 v. Chr.) datieren?
... die Römer fast 500 Jahre Stadtgeschichte prägten, bislang nur etwa 5 Prozent von Augusta Vindelicum archäologisch untersucht sind und derzeit nur weniger als 1 Prozent der Funde im Römerlager im Zeughaus ausgestellt werden können?
1. Station: Der Archäologische Garten
Über die Römerstraße von der Moderne in die Antike
Über eine rekonstruierte Römerstraße gelangt man vom heutigen modernen Äußeren Pfaffengässchen aus in den Archäologischen Garten (Pfaffengässchen 9). Hier stand das erste Kastell, eine zentrale Stelle des ehemals römischen Stadtbezirks. Bei Bauarbeiten wurden das Gelände 1991 untersucht, diverse römische Strukturen freigelegt und als Archäologischer Garten mit freiem Zugang erhalten.
So funktionierte die Fußbodenheizung
Um auch nördlich der Alpen die Räume angenehm temperiert zu halten, setzten die Römer ein spezielles Heizsystem ein: Die Hypocaust-Heizung mit Hohlziegeln. Diese hatten sie entwickelt, um unter anderem die Böden ihrer Badeanlagen zu beheizen.
Hier stand eine große Thermenanlage
Die große römische Badeanlage, die bis auf das Gelände des ehemaligen Gefängnisses im Hintergrund reicht, umfasste fast 3.500 qm. Als Baumaterial dienten unter anderem Tuffstein und Jurakalk, welche mit großem Aufwand vom Ammersee und aus der Schwäbischen Alb nach Augsburg transportiert wurden.
Von der Schwarzkiefer zum Stadtwappen
Bis heute ziert sie das Augsburger Stadtwappen und ist an den verschiedensten Stellen in der Stadt zu finden – die Zirbelnuss.
2. Station: Ecke Pfärrle/Stephansgasse
Entdeckung der großen Markthalle
An der Ecke Pfärrle/Stephansgasse stand in römischer Zeit eine große Markthalle, in der Waren des täglichen Gebrauchs wie Wein, Glasgefäße, Stoffe und vieles mehr feilgeboten wurden. Sie war aber auch Ort für Großhandelsgeschäfte. Heute steht an dieser Stelle ein Altenheim.
3. Station: Einmündung Rugendasstraße/Am Pfannenstiel
Entlang der Stadtmauer von Augusta Vindelicum
Entlang der heutigen Rugendasstraße befand sich früher die ehemalige Stadtmauer der römischen Stadt Augusta Vindelicum.
4. Station: Römermauer am Dom
Das Straßensystem der Römerstadt
Die guten Transportwege des rätischen Straßensystems waren eine wichtige Grundlage für den florierenden Handel. In der Stadt gefundene Grabsteine, wie beispielsweise das Relief mit der Darstellung des Ochsenkarrens mit Weinfässern, zeigen uns den Warentransport. Für hohe Mobilität auch in gesellschaftlichem und politischem Leben spricht unter anderem die häufige Versetzung von römischen Beamten.
Römisches Baumaterial im Dom
Für den Bau des Querhauses des Doms wurden teils große Quader aus Tuffstein verwendet. Da in Augsburg Steine Mangelware waren, wurden viele aus römischen Ruinen entnommen und wieder verbaut.
5. Station: Innenhof Peutingerhaus (Peutingerstraße 8)
Fassadenschmuck der Renaissance: Römische Inschriften
Am sogenannten Peutingerhaus (Peutingerstraße 8), einst Wohnsitz des Humanisten Konrad Peutinger (1465-1547), lassen sich auch heute noch Inschriften aus der Römerzeit finden. In der Renaissance betrachtete man römische Funde mit neuem Interesse und integrierte zum Beispiel antike Steindenkmäler kurzerhand in die Fassaden damaliger Neubauten.
6. Station: Hafnerberg
Das südliche Ende der Stadtmauer
Auch am heutigen Hafnerberg machten sich die Römer die natürliche Geländekante für ihre Wehrhaftigkeit zunutze, um dort ihre Stadtmauer zu errichten.
Impressum:
Stadt Augsburg
Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Direktor: Dr. Christof Trepesch, Leitender Direktor
Videokonzept: Monika Harrer-Jalsovec M.A., Leitung strategische Kommunikation
Videos/Schnitt: Waldmann & Weinold, Kommunikationsdesign
Konzeption und Umsetzung Sonderseite: Lina Winter M.A., Volontärin Kommunikation
Lektorat: Dr. Sebastian Gairhos und Bettina Deininger M.A., Stadtarchäologie
Grafik Karte: Julia Graf M.A., Stadtarchäologie
Bildnachweis:
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg