Grabmal
für zwei Kinder

Grabmal für die Kinder Burilla und Burinianus
Jurakalkstein, Höhe: 2,30 m, gefunden beim Vincentinum, zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. 

Das Grabdenkmal für die Kinder Burilla und Burinianus wurde im Herbst 2012 bei der archäologischen Begleitung der Aushubarbeiten für das Ärztehaus am Vincentinum entdeckt. Es besteht aus einem Pinienzapfen auf altarförmigem Sockel und einem hochrechteckigen Inschriftenblock. Die beiden Teile aus Jurakalkstein sind aufgrund ihrer Abmessungen und einer charakteristischen eingearbeiteten Nische auf ihrer Schauseite demselben Grabmonument zuzuweisen. Die Inschrift lautet:

"D(is) M(anibvs) / ET PE[rpetvae sec]VRITATI / BVRILL(a)E FILI(a)E CARISSI / ME QVE VIXIT ANNIS VIII / ME(nse)S V DIES XXVIII ET BVRI / NIANO FILIO CARISSIMO / QVI VIXIT ANNVM VNVM / ME(nse)S VI DIES XI BVRIVS PAT / ER CIVIS TRACVS FACIEN / DVM CVRAVIT"

Den Totengöttern! und der immerwährenden Sicherheit. Für Burilla, die innigst geliebte Tochter, die acht Jahre, fünf Monate und 28 Tage lebte und für Burinianus, den innigst geliebten Sohn, der ein Jahr, sechs Monate und elf Tage lebte. Ihr Vater Burius vom Stamm der Thraker hat für die Aufstellung gesorgt. 

Die Inschrift führt uns deutlich die hohe Kindersterblichkeit vor Augen: Burilla starb mit 8 Jahren, 5 Monaten und 28 Tagen, Burius wurde nur 1 Jahr, 6 Monate und 11 Tage alt. Ihr Vater Burius stammte aus Thrakien, dem heutigen Bulgarien. 

Spuren von Umarbeitungen zeigen uns, dass die beiden Elemente des Monuments vorher in anderen Grabmälern verbaut gewesen waren. Die ungewöhnliche Nische könnte eine Darstellung der Verstorbenen aus organischem Material (Holz?) enthalten haben.

Das Grabmal stand im 3. Jahrhundert in einem Friedhof an der römischen Straße nach Regensburg. Im frühen Mittelalter wurde das Gelände durch ein Hochwasser zerstört. Nur die zentnerschweren Steinquader blieben im Flusskies liegen. Die Bestattungen und die Grabbeigaben wurden vom Lech mitgerissen. 

Vollständig erhaltene Grabdenkmäler aus römischer Zeit sind sehr selten. Meist findet man nur einzelne Bestandteile, die in mittelalterlichen Gebäuden wiederverwendet worden waren. 
 

Eulenpokal

Eulenpokal, Mitte bis zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts
polychrom glasierte Irdenware, Höhe: 22 cm

Eulenpokale gehören zu den faszinierendsten keramischen Gefäßen der Renaissance in Mitteleuropa. In Museen und Sammlungen haben sich bis heute nicht einmal 20 Exemplare prachtvoller Eulenpokale, meist in Fayencetechnik hergestellt, erhalten. Als archäologischer Fund sind Eulengefäße eine große Seltenheit. Der neue Eulenpokal aus Augsburg wurde aus vielen kleinen Scherben, die im Jahr 2003 Bei der Adresse St. Barbara 2 gefunden wurden, wieder zusammengesetzt und ergänzt. Er besteht aus zwei auf der Scheibe gedrehten Teilen, dem Unterteil bzw. Korpus und dem darauf sitzenden abnehmbaren Kopf, bei dem besonders die von großen Schleiern umrahmten Augen auffallen, zwischen denen ein kräftiger Schnabel hervorragt.

Auf der Vorderseite des Korpus sitzt der Doppeladler, das kaiserliche Wappen, mit zwei steigenden Löwen als Schildhalter. Aus dem unteren Teil kommen fast ansatzlos die dünnen Beine heraus; die drei vorderen Zehen der Fänge krallen sich am Rand der Standplatte fest. Man vermutet, dass Eulenpokale als Trinkgefäße für besondere Anlässe, zum Beispiel als "Willkomm", verwendet wurden.

Kunst aus Ton

Römische Modelware, 2./3. Jahrhundert n. Chr.

Keramik, gefunden in Westheim bei Augsburg, 1852

Beim Bau der Eisenbahnstrecke Augsburg-Ulm wurde im Jahr 1852 bei Westheim eine römische Ziegelei entdeckt, die neben der üblichen Baukeramik auch Model, etwa zum Ausformen von Gebäck herstellte.

Model in Form einer Gesichtsmaske

Keramik, Höhe: 24,8 cm

Dieser Model hat zwei Gesichter. Die Außenseite zeigt ein reich verziertes Frauengesicht. Das Diadem und die Ohrringe wurden mit Hilfe einer rosettenförmigen Punze, die mehrmals an verschiedenen Stellen eingedrückt wurde, ausgearbeitet. Die Gesichtszüge (Mund, Nase, Augen, Brauen und Falten) wurden hingegen plastisch modelliert, die Form der Ohren herausgeschabt. Die Innenseite trägt ein männliches Gesicht, das mit seinem aufgerissenen Mund, den großen Augen und den ausgeprägten Stirnfalten an eine Theatermaske erinnert. 

Model in Form einer Vogeldarstellung

Keramik, Länge: 11,65 cm, Breite 3,04 cm


Den Model eines Vogels, der im Schnabel zwei Kirschen trägt, hat man zunächst von einem Positiv abgeformt und den Ton im lederharten Zustand weiter verziert. So wurde etwa das Federkleid nachträglich mit einem Stäbchen eingedrückt. Für eine bessere Handhabung des Models finden sich auf der Rückseite zwei griffartige Dellen. 

Deckelmodel zur Herstellung einer Öllampe mit fünf Flammen
Keramik, Breite: 18,7 cm

Die Mitte des Models zeigt einen vollbärtigen Kopf mit symmetrisch gescheiteltem Haupthaar, der wohl Jupiter darstellt. Für seine Abformung wurde vermutlich ein Positiv aus Metall in den Spiegel des Models gepresst. Links und rechts davon hat der Töpfer mit einem Modelierholz je einen stilisierten Baum eingearbeitet. Eingefasst wird der Lampenspiegel von einer doppelten Punktreihe, die über den Zwischenräumen der fünf Lampenschnauzen vier flache Wölbungen aufweist. Die vorgesehenen Dochtlöcher sind durch flache Buckel angedeutet.

STADTARCHÄOLOGIE / ARCHÄOLOGISCHES ZENTRALDEPOT
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