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500 Jahre Münzrecht

Der 21. Mai 1521 war ein denkwürdiger Tag für die Reichsstadt Augsburg: Sie bekam das Münzrecht. Kaiser Karl V. (1500-1558) unterschrieb damals auf dem Reichstag zu Worms die Urkunde. Noch im gleichen Jahr wurde mit der Münzprägung begonnen.

Die reichsstädtischen Prägungen endeten erst 1805, als Augsburg mit dem Ende des Alten Reichs (1806) an das Königreich Bayern fiel, das von nun an die Münzhoheit innehatte. Die letzte Augsburger Münze war ein Heller (Kupferpfennig). 

In den rund 300 Jahren, während derer Augsburg das Münzrecht innehatte, wurden etwa 770 verschiedene Münzen geprägt. Viele davon sind im Bestand des Maximilianmuseums, das die größte und bedeutendste Sammlung in öffentlicher Hand besitzt.

Passend zum 500jährigen Jubiläum der Verleihung des Münzrechts stellt der Augsburger Münzexperte Anton Vetterle mit seinem Katalog „Die Münzen der Freien Reichsstadt Augsburg von 1521 bis 1805“ nun ein neues Standardwerk vor.

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Mit „Carolus“ unterschrieb Kaiser Karl V. im Jahr 1521 auf dem Wormser Reichstag die Urkunde, die der Stadt Augsburg das Münzrecht verlieh und zum Prosperieren der Reichsstadt erheblich beitrug.

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Der Schlagschatz
füllt die
Stadtkasse

Für das reichsstädtische Augsburg war die Urkunde Gold wert – im wahrsten Sinne des Wortes: Das Münzrecht war eine gute Einnahmequelle. Denn der Materialwert von Gold, Silber oder Kupfer, der für eine Münze benötigt wurde, lag unter dem eigentlichen Ausgabe-Wert der geprägten Münze. Die Differenz, der sogenannte Schlagschatz, füllte die Stadtkasse.

Münzexperte und Autor Anton Vetterle zur Bedeutung der Vergabe des Münzrechts für die Stadt Augsburg.

„Die Goldschmiede gehörten mit zur Münze und waren mit dem Münzmeister verbunden. Das Scheiden, die Kunst, die Metalle von Schlacken oder von Zusätzen zu reinigen und zu scheiden, gehörte wie die Profession der Goldschmiede überhaupt, zum Münzwesen, und war ein Geschäft der Wardeine.

Die Arbeiter an der Münze, sowohl Münzmeister und Münzwardein, als auch Prägschneider und was sonst dazu gehörte, waren Goldschmiede. Unsere ältesten Münz-Sorten waren Goldgulden und Batzen von Silber. Man rechnet hier nach Gülten und Kreuzern, den Gulden zu 60 Kreuzern.“

Paul von Stetten, 1779

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Anton Vetterle erläutert im Video die Aufgaben des Münzmeisters, der am Unteren Graben ein eigenes Haus hatte.

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Abb. oben: Nachdem Augsburg am 21. Mai 1521 von Kaiser Karl V. die Erlaubnis zum Prägen eigener Münzen erhalten hatte, wurden noch im selben Jahr die ersten Goldgulden mit dem Pyr ohne Jahreszahl im neuen Münzhaus geprägt. Im folgenden Jahr wurden dann die Münzen mit der Jahreszahl 1522 versehen.

Das erbliche Amt des Münzmeisters hatten die Goldschmiedefamilien Holeisen und Neuss inne. Eine einträgliche Aufgabe, wie der Barockgarten am Katzenstadel von Münzmeister Christian Holeisen auf diesem im Jahr 1730 entstandenen Stich zeigt.

Johann Thomas Krauß, Kupferstich um 1730, Grafische Sammlung Kunstsammlungen & Museen Augsburg

Abb. oben: Der erste in Augsburg geprägte Guldentaler aus dem Jahr 1560 zeigt den Stadtpyr, das später als Zirbelnuss im Wappen auftaucht, in markanter Darstellung.

Abb. oben: Der Taler von 1625 ist der Ulrichstaler und bildet den Stadtheiligen mit Buch und Fisch ab. St. Ulrich ist auch auf anderen Münzen der Stadt abgebildet.

Abb. oben: Ein sehr seltenes Nominal ist der 4fache Taler von 1626, ein Stück das nur in wenigen Exemplaren ausgeprägt wurde. Es zeigt die Stadtansicht, darüber zwei Genien die das Stadtpyr tragen.

Abb. oben: Die stehende hl. Afra im Feuer an einem Pfahl ist auf einen 4fachen Dukaten aus Gold zu sehen. Die Stadtheilige ist auch auf weiteren Dukaten verschiedener Jahre zu finden.

Abb. oben: Auf dem Doppeldukat von 1632 ist der schwedische König Gustav II. Adolf und seine Frau Maria Eleonora zu sehen. Augsburg war im Dreißigjährigen Krieg von 1632 bis 1635 von den Schweden besetzt. In dieser Zeit wurden Dukaten und Taler mit Brustbild des Königs auf der einen Seite und auf der anderen Seite mit schwedischen Staatswappen geprägt.

Abb. oben: Eine der schönsten Augsburger Münzen ist der Goldabschlag zu 12 Dukaten des Doppeltalers von 1740. Auf der Vorderseite ist das Pyr in prunkvollem Rahmen, umgeben von den Flussgöttern Lech, Wertach und Singold dargestellt. Die Rückseite zeigt den Reichsadler, aber nicht statisch, wie auf anderen Prägungen, sondern in schwebender Position. Den Stempel dieser Münze schnitt Jonas Thiébaud, ein herausragender Künstler, der einige Jahre in Augsburg arbeitete.

Abb. oben: Mit dem Stadtpyr in der rechten Hand, ist die sitzende Stadtgöttin Augusta, gekennzeichnet durch die Mauerkrone auf dem Kopf, auf einem Taler von 1745 zu sehen.

Abb. oben: Der kleine Heller aus Kupfer ist die letzte Prägung der Freien Reichsstadt Augsburg.

Augsburger Münzen waren von hoher Qualität und deshalb im ganzen Reich als Zahlungsmittel geschätzt, erläutert Münzexperte Anton Vetterle im Video.

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Zum Prüfen von Gold- wie auch von Silbermünzen auf volles Gewicht und Echtheit benötigte man eine Münzwaage. Für Kaufleute und Bankiers war sie unentbehrlich. Diese prächtige Münzwaage von 1791 mit reichem klassizistischem Dekor wurde in Augsburg gefertigt und gehörte dem letzten Reichstädtischen Münzmeister Peter Neuss (1736–1807). 

Dauerleihgabe Ernst-von-Siemens-Kunststiftung München

„Das Siegel- und Prägeschneiden ist von uralten Zeiten her eine Arbeit der Goldschmiede gewesen, welche daher noch bis heute ein in Stahl geschnittenes Siegel unter ihren Meisterstücken vorweisen müssen.

Mit der Kunst der Stempelschneider, die heute Medailleure genannt werden, verhält es sich wie mit den Siegelschneidern, nur dass ihre Arbeit nie in Stein, sondern in Stahl geschnitten, danach gehärtet und in der Münze auf Gold, Silber oder anderes Metall abgeprägt werden muß."

Paul von Stetten, 1779

Der Handel mit Edelmetallen bildete den Grundstock für die Münzgeschäfte der Augsburger Bankhäuser und damit den Reichtum der Stadt, weiß Anton Vetterle im Video zu berichten.

Das Münzkabinett
im Maximilianmuseum

Die Geschichte Augsburgs als Münzstätte beginnt im 10. Jahrhundert unter Bischof Ulrich (reg. 923-973). Lange Zeit lag das Recht der Münzprägung beim Augsburger Bischof. Im 13. Jahrhundert erlangte die Stadt ein Mitspracherecht bei der Ernennung des Münzmeisters. Im Jahr 1521 schließlich erhielt Augsburg das Münzrecht durch Kaiser Karl V..

Der Handel mit Edelmetallen bildet die Grundlage für die Münzgeschäfte der Augsburger Bankhäuser wie auch für die Blüte des Augsburger Goldschmiede-Handwerks. 

Die Sammlung Augsburger Münzen im Maximilianmuseum umfasst 1.800 Stücke. Ein Teil davon wird in der Dauerausstellung im Münzkabinett präsentiert. Zu sehen sind dort zudem wertvolle Augsburger Medaillen. Bei ihnen handelt es sich nicht um Zahlungsmittel, sondern um künstlerisch herausragende Gedenkmünzen auf Personen, Institutionen, historische und private Ereignisse.

Museumsleiter Dr. Christoph Emmendörffer zum großen Stellenwert der Münzsammlung für das Maximilianmusem.

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Neues Standardwerk

Pünktlich zum 500. Jahrestag der Verleihung des Münzrechts an die Reichsstadt Augsburg, erscheint mit dem Katalog „Die Münzen der Freien Reichsstadt Augsburg von 1521 bis 1805“ ein neues Standardwerk. Münzexperte Anton Vetterle dokumentiert darin die rund 800 verschiedenen Münzen, die während der etwa 300-jährigen Prägetätigkeit in der Reichsstadt entstanden. 

Alle Münzen sind in dem Buch in Farbe abgebildet und genau beschrieben. Besonders ist auch, dass es zahlreiche Münzen enthält, die bisher unveröffentlicht geblieben waren.

Albert von Forster und Richard Schmid hatten im Jahr 1897 erstmals einen Katalog zu Augsburger Münzen veröffentlicht und mit einigen Abbildungen versehen. 1910 ließ Albert von Forster ein weiteres Buch drucken: „Die Erzeugnisse der Stempelschmiedekunst in Augsburg und Ph. H. Müller’s nach meiner Sammlung beschrieben und die Augsburger Stadtmünzen“. Ein Nachtrag dazu erschien 1914.

Der Autor:
Anton Vetterle

Anton Vetterle sammelt bereits seit 1966 Münzen aus verschiedenen Bereichen und Epochen. Eine Sonderprägung eines 5-Mark-Stücks mit einem Leibniz-Poträt weckte sein Interesse an Münzen aus der Bundesrepublik Deutschland. Später nahm er auch Münzen des der Weimarer Republik und des Deutschen Kaiserreichs, sowie des Mittelalters und der Antike in seine Sammlung auf. 

Das größte Interesse aber gilt den Münzen seiner geschichtsträchtigen Heimatstadt Augsburg. Als Mitglied des Schwäbischen Münzclubs Augsburg hatte er bereits vor Jahren einen neuen Katalog über die Münzen Augsburgs angeregt und passend zum 500. Jubiläum der Vergabe des Münzrechts schließlich verwirklicht. 5.000 Münzen aus unterschiedlichen Sammlungen hat er dafür in den vergangenen drei Jahren im Rahmen des Buchprojektes fotografiert und dokumentiert.

MAXIMILIANMUSEUM
Fuggerplatz 1
D-86150 Augsburg
T +49 (0) 821 324 41 67 (Kasse/Shop)
besucherservice-kusa@augsburg.de

ÖFFNUNGSZEITEN
Di–So 10–17 Uhr

Impressum:
www.augsburg.de
Kunstsammlungen & Museen Augsburg
Direktor: Dr. Christof Trepesch
Maximilianmuseum: Dr. Christoph Emmendörffer (Leitung)
Leitung Kommunikation: Monika Harrer-Jalsovec, M.A. (Konzeption)

Bildnachweis: © Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Maximilianmuseum

Gestaltung Website & Videos: Waldmann & Weinold, Kommunikationsdesign