3D-Rekonstruktion des Schiffswracks by Thomas Simeth

Hin und wieder zurück. Ein Schiffswrack im Schwarzen Meer

13.05.2022–21.08.2022 im Römerlager im Zeughaus

Im Sturm versunken und vergessen – Das Wrack eines römischen Leergutfrachters bei Gura Portiţei vor der rumänischen Schwarzmeerküste.

2012 verlor der Fischer Ionica Rusu eines seiner Netze am Grund des Schwarzen Meeres. Im März 2016 gelang es einem Team des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und der BGfU (Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie) in Kooperation mit dem ICEM Tulcea (Institutul Cercetări Eco-Muzeale, Dr. George Nutu) die Stelle zu identifizieren und ein weitgehend ungestörtes Schiffswracks zu dokumentieren. Das Vorhaben entstand im Zusammenhang mit den zuvor begonnenen Untersuchungen der antiken Hafenstadt Argamum unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Päffgen. Bis 2018 konnte die Fundstelle mit Förderung der Fritz Thyssen Stiftung prospektiert und z.T. ergraben werden. Das anschließende Forschungsprojekt der Stiftung zur Aufarbeitung der Ergebnisse wurde von Prof. Dr. Salvatore Ortisi geleitet.

Wrack des römischen Handelsschiffes sehr gut erhalten
Das ca. 17 x 6.50 m große römische Handelsschiff ist exzeptionell gut erhalten, was unter anderem den besonderen Bedingungen im Schwarzen Meer mit seinem niedrigen Salz- und Sauerstoffgehalt geschuldet ist. Im Gegensatz zu den meisten bisher von dort bekannten antiken Wracks, die in großen Tiefen lokalisiert wurden, liegen die Überreste dieses Schiffes jedoch im Flachwasser.

Schiff diente wohl als Leerguttransporter
Neben der Hauptladung, die aus mehreren tausend Amphoren u.a. aus der Umgebung des antiken Heraclea Pontica (Karadeniz Ereğli) bestand, ist der hölzerne Schiffskörper mit allen dazugehörigen Konstruktionselementen und Teilen der Takelage bis zum Zwischendeck und z.T. darüber hinaus erhalten. Ebenso konnte eine große Menge an botanischen Überresten dokumentiert werden, so z.B. pflanzliches Packmaterial, das die Amphoren vor physischen Schäden schützen sollte. Bei der Hauptladung handelte es sich um Leergut. Nicht der ursprünglich darin enthaltene Wein, sondern die Behälter selbst stellten offenbar das Handelsgut dar. Ein solcher Leerguttransporter ist als Befund in dieser Form bisher einzigartig.

Aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
Erste Datierungen mittels Dendrochronologie und der Radiocarbonmethode deuten darauf hin, dass das Schiff in der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. vor der Küste der Provinz Moesia Inferior, der heutigen rumänischen Schwarzmeerküste, havarierte.

Ausstellung präsentiert kompakt Forschungsergebnisse
Die Ausstellung zeigt in kompakter Form die Ergebnisse eines langjährigen Forschungsprojekts. Durch die Verknüpfung unterschiedlicher Präsentationsformen wie digitaler Formate in Kombination mit Bauplänen sowie haptischen Objekten und Modellen sollen dem Besucher die Erkenntnisse des Projektes nähergebracht werden.

Im Mittelpunkt des von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Projekts standen Fragen zur Bautechnologie und zur Herkunft des Schiffes sowie seiner Besatzung. Im Rahmen der Forschung wurden, aufbauend auf der bereits abgeschlossenen Dokumentation des Wracks mittels unterwasserarchäologischer 3D Erfassung und Streiflichtverfahren, möglichst präzise Rekonstruktionsvorschläge des Schiffes und seiner Bauart angefertigt. Mit naturwissenschaftlichen Methoden wurden auch bisher wenig beachtete Objektgruppen, wie z.B. der Ballast des Schiffes, analysiert.

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt möchte der Unterwasserarchäologie des Schwarzmeergebiets methodische Impulse liefern und darüber hinaus auch Möglichkeiten zum Schutz und Monitoring vergleichbarer Fundstellen aufzeigen. Die Ausstellung präsentiert einem breit interessierten Publikum die Geschichte des Schiffes und seiner Besatzung sowie einzelne Forschungsaspekte.

Ausstellungskonzept: Max Fiederling und Thomas Simeth, Ludwig-Maximilians-Universität München, in Zusammenarbeit mit dem Römischen Museum Augsburg

Das Forschungsprojekt wird durch die Fritz Thyssen Stiftung gefördert.
Der Einsatz von 3D Technologie wird von Agisoft Metashape gesponsert, Tauchequipment stellte der Hersteller Mares zur Verfügung.
Smartphone-App und AR Umsetzung: Felix Moser

Kooperationspartner
Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e.V.
Institutul Cercetări Eco-Muzeale Tulcea