Römerlager im Zeughaus (Foto: Norbert Liesz)
Goldmünzenfund, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr. (Foto: Römisches Museum Augsburg)
(Foto: Marion Waldmann)
Römerlager im Zeughaus (Foto: Norbert Liesz)
© Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Kaiser Augustus (Foto: Andreas Bruecklmair)
(Bild: Römisches Museum Augsburg)

Römerlager im Zeughaus

Das Römische Museum und die Stadtarchäologie kümmern sich mit ihren Beständen um den ältesten und längsten Zeitraum der Geschichte Augsburgs. Mit Funden und Ausgrabungsergebnissen von der Steinzeit über die Römerzeit, das Mittelalter bis in die jüngste Gegenwart sind diese Institutionen das entscheidende Sacharchiv zur historischen Erforschung der Stadt. Viele Stücke haben herausragende wissenschaftliche Bedeutung und werden regelmäßig auch an national und international angesehene Museen und Ausstellungen ausgeliehen. Das eigentliche Römische Museum ist seit 2012 geschlossen. Eine Auswahl wesentlicher Exponate wird derzeit im Zeughaus in der Interimsausstellung „Römerlager – Das römische Augsburg in Kisten“ präsentiert.


Im September besuchten Andrea Horn und ihr Team von der Sendung "KulTour" von a.TV das Römerlager im Zeughaus. Museumsleiter Manfred Hahn zeigt die bedeutendsten Exponate und deren Bedeutung aus der Ausstellung „Römerlager – das römische Augsburg in Kisten.“ Außerdem erklärt er, warum das Römische Museum noch immer im Zeughaus ist.


GESCHICHTE


Mit Conrad Peutingers Sammlung römischer Inschriften, die 1505 erschien, existiert ein konkretes Datum für den Beginn der Antikenforschung. In diesem Werk wurden 23 Denkmäler der Römerstadt und seiner Umgebung präsentiert. Sein Großneffe Markus Welser legte 1594 eine Geschichte Augsburgs vor. Ihm gelang auch die Veröffentlichung einer Kopie der Tabula Peutingeriana, der weltberühmten einzig erhaltenen antiken Straßenkarte, die seit 2007 zum UNESCO Weltdokumentenerbe gehört. Die Jahrhunderte danach brachten spektakuläre Einzelfunde (Oberhauser Pfeilergrabmal 1709, Pferdekopf 1769). Anfang des 19. Jhs. kümmerte sich der bayerische Regierungsdirektor von Raiser um die Sammlung und gründete 1822 das „Antiquarium Romanum“. 1834 folgte die Gründung des Historischen Vereins für Schwaben, der die Bestände übernahm. Damit begannen die ständige Vergrößerung und eine bis heute andauernde Wanderschaft. Zunächst wurden die Stücke im Erdgeschoss des St. Anna Kollegiums untergebracht. 1855 erfolgte ein Umzug in das neu gegründete Maximilianmuseum. Die Steindenkmäler kamen im Raum des heutigen Cafés unter, Abdrücke der Podeste sind noch heute in den Bodenplatten zu erkennen.

Im Jahre 1966 wurde die umgebaute Klosterkirche St. Magdalena als neues Römisches Museum eröffnet. Ab Anfang der 1980er Jahre lag die wissenschaftliche Bearbeitung in den Händen der neu eingerichteten Stadtarchäologie. Im Frühjahr 2017 begann der Umzug in das Zentraldepot der Archäologie, eine der Grundlagen für ein neues Römisches Museum. Im Dezember 2012 musste die Dominikanerkirche aus baulichen Gründen geschlossen werden, 2015 eröffnete eine Interimsausstellung im Zeughaus, die nun für eine unbestimmte Zeit das Museum ersetzt. Die Dominikanerkirche bleibt bis auf Weiteres wegen der Sanierungsarbeiten geschlossen.

RÖMERLAGER IM ZEUGHAUS


Nach der Schließung des Römischen Museums auf unbestimmte Zeit wurde eine neue Ausstellung mit bekannten und unbekannten Objekten zusammengestellt. Unter dem Titel „Römerlager – Das römische Augsburg in Kisten“ zeigen wir in sieben Themenbereichen großartige und beeindruckende Fundstücke. Der Namensgeber der Stadt, der erhabene Augustus, begrüßt die Besucher in Form einer überlebensgroßen Statue. Das römische Militärlager Augsburg- Oberhausen mit seinen Waffen und Rüstungsteilen wird als Versorgungsdepot im Rahmen des Alpenfeldzugs um die Zeitenwende errichtet. Wer sich zum römischen Straßennetz ein Bild machen will, kann das mit unserer 7 Meter langen Abbildung der Tabula Peutingeriana. Handelsgüter aller Art, ein Goldmünzenschatz, die fast 1800 Jahre alten originalen hölzernen Überreste einer Schiffsanlegestelle und der Handelsgott Merkur zeigen den kaufmännischen Charakter der Stadt Augusta Vindelicum. Wie speisten die Römer? Das zeigt ein römisches Esszimmer, ein Triklinium, in dem man sich auch zu Tisch legen kann. Die vielfältige antike Götterwelt wird ebenso dargestellt wie Hinterlassenschaften aus dem Totenkult. Wissenschaftliche Verfahren kommen nicht zu kurz: Neuere Theorien zum berühmten Augsburger Pferdekopf und die Methode der Altersbestimmung durch verbaute Hölzer werden erklärt. Kleinere Sonderpräsentationen zu winzigen Schmucksteinen oder zu wechselnden Themen im Eingangsbereich ergänzen das „Römerlager“. Eine massive Anhäufung von Depotkisten an der Rückwand der Ausstellung, verweisen mit ihren Beschriftungen auf viele bedeutende Stücke, die wir ohne ein neues Museum dem Publikum aktuell noch vorenthalten müssen.

DOMINIKANERKIRCHE


Die Klosterkirche, in der lange Jahre das Römische Museum untergebracht war, wurde zwischen 1513 und 1515 von den Dominikanern als zweischiffige Hallenkirche erbaut. Vom Vorgängerbau, eine Kirche des Templerordens sind eine Reihe von Wandmalereien bei den Untersuchungen 2013/14 wieder entdeckt worden. Namhafte Familien der Reichsstadt förderten den Konvent und errichteten in der Kirche ihre Grabkapellen. 1716–1724 erfuhr der Innenraum eine barocke Umgestaltung. Die Deckenfresken, mit der Darstellung des Rosenkranzes, wurden nach Entwürfen von Johann Georg Bergmüller angefertigt. Die Stuckarbeiten lagen in den Händen der Gebrüder Feichtmayr, den führenden Wessobrunner Stukkatoren. Die ehemals reiche Ausstattung ging mit der Säkularisation in den Jahren 1806/1807 in großen Teilen verloren. Zu den bedeutendsten noch erhaltenen Objekten gehören die Skulptur des Moses, heute im Victoria und Albert Museum in London und die von Gregor Erhart geschaffene Skulptur der Maria Magdalena. Sie ist eine der zentralen Exponate im Pariser Louvre unter der Bezeichnung „La Belle Allemande“. 1913/1914 ermöglichten Spenden des Augsburger Textilfabrikant Ritter Hugo von Forster eine umfassende Renovierung der Kirche. Während des Bombenangriffs 1944 blieb das Kirchengebäude weitgehend unbeschädigt. Die anschließenden Klostergebäude an der südlichen Seite mussten jedoch abgerissen werden. Auf deren Fläche entstanden in den 1960er Jahren mehrere Schulgebäude. Bis 1966 wurde die ehemalige Klosterkirche für die Dauerausstellung des Römischen Museums hergerichtet. Am 29. Oktober, vor über 50 Jahren, eröffnete dieses dann seine Tore.

Die Dominikanerkirche © Susanna Friedla

VERA SETZER STIFTUNG

Mit der Vera Setzer Stiftung für das Römische Museum Augsburg möchte Gründerin Vera Setzer ein klares Zeichen setzen. Nach der Schließung der Dominikanerkirche im Jahr 2012 musste das ehemalige Römische Museum als Interims-Ausstellung in das Zeughaus umgezogen werden – wo das „Römerlager in Kisten“ seither verweilt.

500 Jahre lange prägten die Römer die Augsburger Stadtgeschichte. Trotzdem sind bisher nur etwa 5 % der ehemaligen Römerstadt Augusta Vindelicum erforscht – und weniger als 1 % der Funde in unserem Römerlager im Zeughaus zu sehen! Dabei lagert im Zentraldepot der Stadtarchäologie in 24.000 Kisten römische Stadtgeschichte.

Die Privatinitiative Vera Setzers soll dazu beitragen, die wertvollen Funde aus der römischen Zeit auch für nachfolgende Generationen zu bewahren und zugänglich zu machen. Hierfür ist sie auf der Suche nach gleichgesinnten Unterstützer:innen.

Mit den gesammelten Spenden wird nicht nur langfristig der Bau eines Römischen Museums in Augsburg unterstützt, sondern auch aktuelle Restaurierungsprojekte der Stadtarchäologie Augsburg – wie zuletzt ein faszinierendes Bronzegefäß als Beispiel antiker Recycling-Techniken.

Beim aktuellen Projekt handelt es sich um sogenannte Raetische Ware. Ein dekoriertes, besonderes Feingeschirr, welches überwiegend in der Provinz Raetien – also lokal – hergestellt wurde.

Wir danken Vera Setzer und allen Spender:innen ganz herzlich für ihre engagierte Unterstützung!

>>> zur Vera Setzer Stiftung

Sog. Raetische Ware vor der Restaurierung © Matthias Blana/Stadtarchäologie
Stiftungsgründerin Vera Setzer © Vera Setzer