Tabakspfeifen aus archäologischen Ausgrabungen (Foto: Stadtarchäologie)
Silberner Fingerring mit Inschrift in gotischen Majuskeln, 13. Jahrhundert (Foto: Felix Weinold)
Archäologischer Garten, Äusseres Pfaffengässchen 9 © Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Waldmann & Weinold
Freundschafts- oder Ehering aus Goldblech, 2. Hälfte des 2. Jhs.. n. Chr. (Foto: Stadtarchäologie)
Bestattung des frühen Mittelalters, 7. Jh. n. Chr. (Foto: Stadtarchäologie)
Wolfgang Kilian, Stadtbefestigung im Jahr 1626, Stich © Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Stadtarchäologie

Die Archäologie im Stadtgebiet von Augsburg umfasst alle vorgeschichtlichen Epochen von der Jungsteinzeit über die Metallzeiten bis zur Erforschung der römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum und ihrer Umgebung (Straßen, Friedhöfe, Gutshöfe, Infrastruktur). Für die Bewahrung, Erforschung und Dokumentation diesen kulturellen Erbes ist die Stadtarchäologie mit Sitz im Archäologischen Zentraldepot im Augsburger Textilviertel zuständig.

Die Sendung "KulTour" von a.TV ging im Juli 2022 auf Forschungsreise. Der Leiter unserer Stadtarchäologie, Dr. Sebastian Gairhos, erzählte zu Augsburgs römischer Vergangenheit und nahm sie mit ins Archäologische Zentraldepot im Textilviertel. Hier werden die gesamten archäologischen Fundstücke der Stadt aufbewahrt. 

STADTARCHÄOLOGIE

Seit über 5000 Jahren ist die Landschaft am Zusammenfluss von Lech und Wertach ein bevorzugter Siedlungsraum. Die Menschen, die hier lebten, hinterließen vielfältige Spuren: Gebäudereste, Gräber, Kanäle, Opfergaben, Abfallgruben und anderes mehr. Die 1978 eingerichtete Stadtarchäologie kümmert sich um die Bewahrung, Dokumentation und Erforschung der kulturellen Hinterlassenschaften im gesamten Stadtgebiet und aus allen Epochen – von der Stein-, Bronze- und Eisenzeit über die römische Epoche und das Mittelalter bis in die Neuzeit.

Im Vorfeld von Baumaßnahmen führt die Stadtarchäologie Ausgrabungen durch bzw. betreut die damit beauftragten Fachfirmen. Die geborgenen Objekte werden von der Stadtarchäologie gereinigt, ggf. konserviert, inventarisiert und fachgerecht aufbewahrt, die Grabungsdokumentation archiviert. Die Stadtarchäologie stellt Funde und Unterlagen für wissenschaftliche Abschlussarbeiten und Forschungsprojekte an Universitäten und Institutionen im In- und Ausland zur Verfügung, deren Ergebnisse in Publikationen und Ausstellungen präsentiert werden.

ARCHÄOLOGISCHES ZENTRALDEPOT

Mit der Fertigstellung des Archäologischen Zentraldepots im Frühling 2017 ist der Augsburger Kulturgutspeicher in der ehemaligen Kammgarnspinnerei komplett. Nach dem Textil- und Industriemuseum und dem Stadtarchiv erhält auch die Stadtarchäologie zeitgemäße Lagerungs- und Arbeitsbedingungen. Hier ist Platz für das gesamte archäologische Fundgut aus Augsburg, von kunstvollen bronzezeitlichen Nadeln über tonnenschwere römische Steindenkmäler bis hin zu hauchdünnen venezianischen Gläsern der Renaissance.

Der Großteil der Funde, insbesondere die Keramik, wird in einer zweigeschossigen Fahrregalanlage im großen Hauptmagazin untergebracht. Daneben gibt es Sondermagazine, zum Beispiel für die schweren Steindenkmäler im Untergeschoss oder ein speziell klimatisierter Bereich für die empfindlichen Metallobjekte.

Unter demselben Dach befinden sich auch alle Büros und Werkstätten der Stadtarchäologie. So ist es möglich, den Zustand der wertvollen und fragilen Objekte nach ihrer Bergung dauerhaft zu überwachen und gegebenenfalls konservatorische Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen. Die helle und moderne Bibliothek mit archäologischer Fachliteratur steht auch Studierenden und interessierten Bürgern (nach Anmeldung) zur Verfügung. Sie dient außerdem als Vortrags- und Tagungsraum.

Die Baumaßnahme mit einem Umfang von 9,7 Mio. € wurde maßgeblich durch den Freistaat Bayern im Rahmen der Städtebauförderung gefördert. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern gewährte einen namhaften Zuschuss für die Ausstattung. Weitere Zuschüsse werden der Bayerischen Landesstiftung, dem Bezirk Schwaben und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege verdankt.

Arbeitsplätze für die Fundbearbeitung. Foto: Jost-G. Thorau
Das Foyer des Verwaltungstraktes bietet zusammen mit der hell beleuchteten Galerie Raum für kleinere Ausstellungen. Foto: Jost-G. Thorau
Die große Betonshedhalle bietet auf 1130 m² Platz für Fahrregale auf zwei Ebenen sowie den Zuwachs künftiger Jahre. Foto: Jost-G. Thorau
Die Regale auf der oberen Ebene der Shedhallen wurden der Dachform angepasst. Die Fundkisten können mit einem Kleingüteraufzug transportiert werden. Foto: Jost-G. Thorau

DER ARCHÄOLOGISCHE GARTEN IM DOMVIERTEL

Das östliche Domviertel ist heute eine ruhige Wohngegend, geprägt von großen Gartenflächen. Kaum vorstellbar, dass sich hier vor etwa 1800 Jahren das Zentrum der römischen Stadt Augusta Vindelicum befand. Nachweisen lassen sich eine riesige Markthalle, das Forum mit Kapitols-Tempel und Verwaltungsgebäuden sowie eine große öffentliche Badeanlage. Diese sogenannten Thermen befanden sich den Ausgrabungen in den Jahren 1992 bis 1996 nach auf den heutigen Grundstücken „Äußeres Pfaffengässchen 9 bis 13“. Um die Zerstörung der historischen Bausubstanz durch eine dort geplante Tiefgarage zu verhindern, erwarb die Stadt einen etwa 400 Quadratmeter großen Teil des Baugeländes mit der Adresse „Äußeres Pfaffengässchen 9“.

Antikes Pflaster führt durch den Eingang
Schon der Eingang in den 2011 eröffneten Archäologischen Garten weist zurück in die Geschichte: Alle Besuchenden überqueren das Pflaster einer antiken Straße. Diese römische Bauspur weicht in ihrer Ausrichtung sichtbar von der modernen Bebauung ab. Einzig die spätgotische Kapelle an der hinteren Grundstücksgrenze, früher Teil der ehemaligen Justizvollzugsanstalt, steht in der Flucht der antiken Gebäude: Eine Kontinuität seit über 2.000 Jahren!

Drei Bauphasen der Stadtgeschichte lassen sich ablesen
Das Grundstück ist mediterran bepflanzt. Die Zapfen der dominierenden Schwarzkiefer erinnern an den Stadtphyrr, das Hoheitszeichen der Stadt Augsburg. Im Inneren informieren Schautafeln über die wichtigsten Bauphasen und stadtgeschichtlichen Epochen, die sich an diesem Grundstück ablesen lassen: 

  • Das Römische Kastell des 1. Jahrhunderts n. Chr.
  • Eine Römische Badeanlage (Thermen) des 2. bis 5. Jahrhunderts n. Chr.
  • Die Nutzung des Grundstücks im Mittelalter und in der Neuzeit

Die Darstellung eines archäologischen Schichtenprofils im Maßstab 1:1 bildet das Zentrum der von der Stadtarchäologie mit Unterstützung der Langner‘schen Stiftung eingerichteten öffentlichen Anlage. Ergänzend werden Einblicke in die Methoden moderner Archäologie vermittelt. Originalfunde, Modelle und Teilrekonstruktionen dokumentieren die antike Bautechnik, sowie die Verwendung und Umnutzung von Baumaterialien. Zur Bewahrung der Strukturen für spätere Generationen wurde bewusst auf die erneute Freilegung der empfindlichen römischen Baustrukturen und auf weitere Grabungen verzichtet. 

Kinderspiel, Trinkwasser und Erholung
Kinder erhalten spielerische Informationen über eigene Wandtafeln. Zusätzlich ist der Archäologische Garten auch ein Geheimtipp für Erholungssuchende: Ein ruhiges Plätzchen in der Natur, mitten in der Stadt. Und gut zu wissen auch: Ein Trinkwasserbrunnen der Stadtwerke sorgt vor Ort für Erfrischung. 

Archäologischer Garten
Äußeres Pfaffengäßchen 9
April–November, 10–17 Uhr, Eintritt frei
Geschlossen: Dezember–März

Der Archäologische Garten, Äußeres Pfaffengässchen 9 © Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Monika Harrer
Modelldarstellung von antiken Bautechniken © Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Waldmann & Weinold
Modelldarstellung von antiken Bautechniken © Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Waldmann & Weinold
© Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Monika Harrer
Modelldarstellung Fussbodenheizung einer Badeanlage © Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Waldmann & Weinold
Blick in den archäologischen Garten © Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Waldmann & Weinold

SERVICE FÜR BAUHERREN

Für sämtliche Erdarbeiten, bei denen Bodendenkmäler zerstört werden könnten, ist nach Artikel 7 des bayerischen Denkmalschutzgesetzes eine denkmalrechtliche Erlaubnis („Grabungserlaubnis“) erforderlich. Das gilt auch für Maßnahmen, die nicht baugenehmigungspflichtig sind. Das Antragsformular können Sie hier als pdf herunterladen: Antrag Grabungserlaubnis.

Bereits vor dem Kauf eines Grundstückes bzw. in der Vorbereitungsphase Ihrer geplanten Baumaßnahme steht Ihnen die Stadtarchäologie für eine kostenlose Beratung zur Verfügung. Je frühzeitiger Sie Kontakt mit uns aufnehmen, desto effektiver und rascher können der weitere Verfahrensablauf für beide Seiten gestaltet und Verzögerungen für Ihr Bauvorhaben vermieden werden.