Daktyliotheken – Götter & Caesaren aus der Schublade

29.05.–31.07.2006 im Maximilianmuseum

Die uneingeschränkte Bewunderung antiker Kunst führte im 18. Jahrhundert zu einem großen Bedarf an Abbildungen ihrer Bildwerke. Gemmen waren besonders beliebt, da sie viele Aspekte der antiken Bilderwelt im handlichen Format überlieferten. Neben Stichen oder Zeichnungen bediente man sich zu ihrer Reproduktion der Abformung in Gips und anderen Materialien.
Da die Steine ursprünglich zum Siegeln bestimmt waren, entsprachen Abdrücke auch der Intention des antiken Künstlers.

Daktyliothek bedeutet auf griechisch so viel wie Kasten oder Schatulle für Fingerringe mit Edelsteinen. Schon für die Römer ein Fremdwort, wurde der Begriff in der Neuzeit in gelehrten Schriften vereinzelt für Sammlungen antiker Ringe und Ringsteine (Gemmen) benutzt. Populär wurde er erst durch Philipp Daniel Lipperts Kollektion von Abdrücken antiker Gemmen, der 1755 erschienene Dactyliotheca Universalis. In der gebildeten Welt des 18. Jahrhunderts geläufig, ist das komplizierte Wort heute völlig in Vergessenheit geraten.

Daktyliotheken erlauben es, die Bilderwelt der Antike in den Schubladen kleiner Kästen in einer Bibliothek, einer Kunstakademie oder bei sich zu Hause zu versammeln und zu studieren.
Die Bestände aus Augsburg und Göttingen, die von zahlreichen anderen Leihgaben ergänzt wurden, boten einen Einblick in die vielfältigen Formen und Nutzungen dieses einst so beliebten aber heute vergessenen Bildmediums.