Zurück in Augsburg: Das „Altenstetter Besteck“ von 1615 kehrt heim!
Zurück in Augsburg: Das „Altenstetter Besteck“ von 1615 kehrt heim!
Mit großer Freude können wir mitteilen, dass durch das Engagement eines privaten Förderers der Kunstsammlungen ein bedeutendes Kulturerbe Augsburger Provenienz nach Augsburg zurückgekehrt ist: das so genannte „Altenstetter-Besteck“. Ab sofort wird es im Maximilianmuseum als Dauerleihgabe präsentiert werden.
Das Besteck des Augsburger Goldschmieds und Hofgoldschmieds Kaiser Rudolfs II. David Altenstetter (um 1547 – 1617) ist ein Höhepunkt der berühmten und international gesuchten Augsburger Goldschmiedkunst. In ihm verdichten sich auf einmalige Weise Augsburger, bayerische und europäische Kultur-, Kunst-, Zeit- und Wirtschaftsgeschichte. Die 40-teilige Besteckgarnitur des Augsburger Goldschmieds David Altenstetter, wurde 1615 höchst wahrscheinlich für den Wittelsbacher Hof, wohl für Herzog Maximilian I. von Bayern angefertigt, und befand sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts im Besitz der bedeutenden Augsburger Bankiersfamilie von Münch.
Von der Existenz der Garnitur war bis 2005 nichts bekannt. Die Entdeckung war eine Sensation. Materialprüfungen der Metalle und der hochwertigen Emailles bestätigten die Echtheit des einzigartigen Ensembles. Auf einer aufsehenerregenden Auktion bei Christie`s in London, auf der sich auch die Stadt Augsburg mit Unterstützung privater und öffentlicher Sponsoren – leider erfolglos – um den Erwerb des einzigartigen Ensembles bemüht hatte, erzielte es seinerzeit den Rekordpreis von 1.240.000 Britischen Pfund. Den Zuschlag erhielt ein Privatsammler in den USA. Nach fast 20 Jahren kam das Altenstetter-Besteck in diesem Jahr wieder auf den internationalen Kunstmarkt und wurde durch nun einen Augsburger Förderes erworben, der es dem Maximilianmuseum großzügigerweise als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt.
Es besteht aus je 12 Messern, Löffeln und kurzen, zweizinkigen Gabeln. Jeder Messergriff ist signiert mit den Buchstaben D. A. F. Es ist die Signatur des Augsburger Goldschmieds und Emailleurs David Altenstetter (David Altenstetter Fecit). Ein Messergriff trägt das Datum 1615. Löffel und Gabeln sind mit seiner Meistermarke gemarkt und tragen das damals gebräuchliche Augsburger Beschauzeichen mit der Zirbelnuss. Die aus Silber gearbeiteten Besteckgriffe sind kostbarste Arbeiten im sog. Tiefschnitt-Emaille. Altenstetter war ein Vorreiter dieser komplizierten Technik, die nur wenige, fast ausschließlich Augsburger Goldschmiede beherrschten. Das Ensemble, zu dem noch drei Salzfässer des Augsburger Goldschmieds Thomas Zainer gehören, dokumentiert die hohe Kunstfertigkeit, für die die Goldschmiede der Reichsstadt Augsburg berühmt waren.
Das Besteck ist nicht nur ein Hauptwerk Altenstetters, sondern der Augsburger Renaissancekunst überhaupt. Als dem frühesten, vollständig erhaltenen Besteck mit den drei bis auf den heutigen Tag kanonischen Elementen Messer, Gabeln und Löffel kommt dem Service neben seinem hohen, materiellen Wert eine herausragende kulturhistorische Bedeutung zu. Unter der Rubrik “oldest complete cutlery set” hat es sogar Eingang ins Guinness Book of World Records gefunden.