350 Jahre blauer Dunst in Augsburg – Tabakspfeifen aus archäologischen Grabungen

24.04.–28.06.2009 im Römischen Museum

Auf nahezu jeder Ausgrabung in der Stadt findet man sie: Tabakspfeifen aus Ton. Sie zeugen von einer neuen Sitte, die sich im 17. Jahrhundert vor allem durch die Soldaten des Dreißigjährigen Kriegs in ganz Europa ausbreitete. Zum „Tabak trinken“, wie das Rauchen im damaligen Sprachgebrauch hieß, brauchte man nämlich eine Pfeife, die in aller Regel aus Ton hergestellt war. Aussehen und Verzierungen der bald massenhaft hergestellten Pfeifen änderten sich sehr schnell, und die Marken und Namensstempel auf den Pfeifen verraten oft, welcher Pfeifenhersteller sie gemacht hatte und woher sie kamen.

Die meisten der in Augsburg gefundenen Pfeifen wurden aus Holland importiert, wo sich besonders die Stadt Gouda zum weltweit führenden Zentrum der Pfeifenindustrie entwickelt hatte. Später gelangten dann vor allem die Produkte der Westerwälder Pfeifenbäcker nach Augsburg. Vor wenigen Jahren kamen bei Ausgrabungen in der Jakobervorstadt einige von damals sehr teuren Reliefpfeifen zutage, darunter Pfeifenköpfe mit den Porträts von Mitgliedern des niederländischen Fürstenhauses Oranien. Mit diesen Rauchutensilien brachte der Raucher vermutlich ein politisches Bekenntnis zum Ausdruck, das in der Reichstadt Augsburg mehr als ungewöhnlich war.