Die erste bemannte Gasballonfahrt mit einer Charlière, Verleger: Kaiserlich Franziskische Akademie, Augsburg 1784/1795 © Kunstsammlungen & Museen Ausgburg

Neue Ausstellung: Die Erklärung der Welt

Die Erklärung der Welt. Guckkastenbilder aus der Sammlung Joachim von Prittwitz und Gaffron

Am 28. Januar startet die neue Ausstellung „Die Erklärung der Welt. Guckkastenbilder aus der Sammlung Joachim von Prittwitz und Gaffron“ im Grafischen Kabinett. Die Schau zeigt eine Auswahl von etwa 50 Blättern der rund 2.400 Guckkastenbilder, die die Kunstsammlungen und Museen Augsburg im Jahr 2020 als Schenkung der Familie des Münchner Sammlers Joachim von Prittwitz und Gaffron erhielten. Guckkastenblätter, die meist exotische und farbenfrohe Bildwelten zeigen, wurden den Menschen im 18. und 19. Jahrhundert in sogenannten Guckkästen unter anderem auf Jahrmärkten zur Unterhaltung und Bildung vorgeführt. Der Guckkasten und seine Grafiken prägten damit häufig das Bild der Welt breiter Bevölkerungsschichten und zählen somit zu den ersten Massemedien.

Guckkasten als eines der ersten Massenmedien
Im Inneren eines hölzernen Guckkastens konnten einzelne Grafiken in perspektivischer Darstellung täuschend echt illusionistisch präsentiert werden. In den Holzkasten wurde eine Grafik eingelegt, die durch eine runde Öffnung betrachtet werden konnte. Ein Spiegel und eine Linse sorgten für die Illusion von Dreidimensionalität. Durch den Einbau von Kerzen, die die Bilder von hinten beleuchteten, sowie lichtdurchlässigen Ausstanzungen auf den Blättern, wurde dieser Effekt noch verstärkt. Die Grafiken zeigten die Sehenswürdigkeiten der Welt, exotische Länder, Tagesereignisse, aber auch Militär und Schlachten zu Wasser und Land bis hin zu Katastrophen wie Erdbeben und Großbränden. Als Betrachtungsgerät fremder Welten erfreute sich der bereits in der Renaissance entwickelte Guckkasten, vor allem seit dem 18. Jahrhundert zunehmender Beliebtheit und Bekanntheit.

Augsburg: Die Bilderfabrik Europas
Im 18. Jahrhundert wurden Guckkastenbilder in vier europäischen Städten hergestellt: London, Paris, Bassano (Venetien) und Augsburg. Die Stadt Augsburg übernahm ab ca. 1765 die aus Paris und London kommende Modewelle des Guckkastenbildes, übertraf qualitativ schnell die Produktionen im Ausland und wurde so als „Bilderfabrik Europas“ zum Zentrum der Guckkastenproduktion nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Dr. Christof Trepesch, leitender Direktor der Kunstsammlungen und Museen, betont: „Die Ausstellung unterstreicht Augsburgs Ruf als Stadt der Künste, nicht nur in der Renaissance, sondern auch im 18. und 19. Jahrhundert. Wir danken der Familie von Prittwitz und Gaffron, die diese Schau durch ihre Schenkung möglich gemacht hat.“

Der Sammler: Joachim von Prittwitz und Gaffron (1931-2021)
Seine Reiseleidenschaft brachte Joachim von Prittwitz und Gaffron in alle Länder der Welt, nach Indien zog es ihn sogar 50 Mal. Bereits in seiner Ausbildung hatte er die Gelegenheit Australien und Neuseeland zu bereisen. Für das Reiseunternehmen Marco Polo bzw. Studiosus Reisen, das ein Kommilitone von ihm gegründet hatte, war er gleich zu Anfang als Reisebegleiter unterwegs. Diese Begeisterung für ferne Länder spiegelt auch seine Sammlung von knapp 2.400 Guckkastenbildern, die er über einen Zeitraum von 50 Jahren zusammentrug. 
Joachim von Prittwitz verstarb im Alter von 90 Jahren im November 2021 in seiner Wahlheimat München.
 

Spannende Infos und eine kleine Auswahl der Guckkastenbilder gibt es auf unserer Sonderseite im Web. Hier geht es zur Sonderseite der Ausstellung >>>

Ein Guckkasten, 1. H. 19. Jh. © Kunstsammlungen & Museen Augsburg