© Mariella Kerscher/ Nina Radelfahr/ Marie Madlen Weber

FLUTMariella Kerscher/ Nina Radelfahr/ Marie Madlen Weber

14.09.–17.10.2024 in Halle 1 – Raum für Kunst im Glaspalast

Der Begriff "Flut" beschreibt eine große Menge an Wasser, Informationen oder Eindrücken. Eine Flut überrollt uns und kann uns überfordern, hinterlässt aber auch Raum für Neues durch ihre transformierende Kraft. Sie bewegt und verändert Massen, verwandelt fragile und feste Elemente und lässt nichts unberührt.

Mariella Kerscher, Nina Radelfahr und Marie Madlen Weber arbeiten mit dem Prinzip der ständigen Wandlung: dem Moment der Zerstörung, der im nächsten Augenblick eine Kraft freisetzen kann, die Neues entstehen lässt. Die Künstlerinnen denken dabei in Zyklen, wobei der menschliche Körper innerhalb dieser zeitlichen Wahrnehmung eine zentrale Rolle spielt.

Durch bildhauerische, malerische und filmische Prozesse halten sie ihre Wahrnehmungen der Umwelt fest. Sie beobachten den weiblichen Körper und seine Zyklen, verfolgen die Veränderungen während einer Schwangerschaft, der Geburt und der Zersetzung. Analog dazu setzen sie Zyklen der Natur, die sogar feste Materialien wie Stein in feine und leichte Formen verwandeln kann. Ihre Hingabe an die Transformationsprozesse und ihr Suchen nach einem Fixpunkt in der ständigen Wandlung bergen einen poetischen Ausdruck und spiegeln sich in ihren Werken wider.

Herzliche Einladung zur Vernissage am Samstag, 14. September 2024 um 18 Uhr!

Vitae der Künstlerinnen

Mariella Kerscher (*1991) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die in München lebt und arbeitet. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und erhielt 2020 ein Arbeitsstipendium der Stadt Augsburg. 2022 wurde sie mit dem Stipendiumsprogramm Neustart Kultur der Stiftung Kunstfonds gefördert, 2023 erhielt sie eine Würdigung in der Kategorie „Junge Talente“ des Kunstpreis Landkreis Augsburg (dreidimensional). Ihre Arbeiten werden international in verschiedenen Institutionen und Galerien gezeigt, wie z.B. in der Galerie Probst (Berlin, DE), der Parallel Vienna (Wien, AT), der xpon-art gallery (Hamburg, DE) und der XY Galerie (Olomouc, CZ). Sie arbeitet mit Vanitas-Symbolen des kollektiven Gedächtnisses (welkende Blumen, Tierknochen, verfallene Häuser, umkippende Gewässer) und noch ungewohnten Symbolen für Geburt und Tod, wie z.B. Schweineherzen, Plazenten und Muttermilch, um weitere Bezüge zu existenziellen Erfahrungen des Vergehens herzustellen. Wo beginnt der Kreislauf des Lebens?

Nina Radelfahr (*1978) studierte in München, Kopenhagen und Carrara Kunst und Anatomie. Sie werden international gezeigt mit Ausstellungen in Dänemark, U.K., Schweiz und Deutschland. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit dem menschlichen Körper und seinen Abgründen. Die Erscheinung ihrer Arbeiten ist stets leicht und fragil. Bei näherer Betrachtung entsteht jedoch ein ambivalenterer Eindruck. Die Verwendung heller, oft weißer Materialien kontrastiert die Schönheit der Ewigkeit mit der Grausamkeit des verblassenden Schicksals. Ihre Auseinandersetzung mit Fruchtbarkeit ist auch eine Begegnung mit möglichem Verlust. Die ständige Veränderung, die im Körper stattfindet, zeigt, wie sich Organismen in einem ewigen Fluss befinden. Der (menschliche) Organismus trägt Potenziale in sich, die Zerstörung und Fruchtbarkeit bergen. Auch das Meer ist für sie ein Körper voller flüssiger und schleimiger Potenziale. Die Nähe von Entstehung und Zersetzung darin beeinflußt ihre Arbeit. 

Marie Madlen Weber (*1983) lebt in Augsburg und arbeitet bei Dachau. Ausgebildet an der Akadiemie der Bildenen Künste in München unterrichtete sie von 2018 bis 2020 an der Universität Augsburg die Steinbildhauerei. Die zahlreiche Preisträgerin war 2021 Teil des Stipendienprogramms des Freistaats Bayern „Junge Kunst und neue Wege“. Immer wieder gleicht Marie Madlen Webers Vorgehen einer explorativen Gratwanderung. Ihre Herangehensweise ist stets auch eine Grenzauslotung, ein neugieriges Abtasten des Möglichen. Die über einen langen Zeitraum entstehenden Arbeiten zeigen, dass der Prozess gleichzeitig ein Innehalten und eine Transformation bedeuten kann. Auffällig in Marie Madlen Webers Vorgehen ist das Gegenüberstellen von Gegensätzen wie schwer-leicht, hart-weich, kalt-warm, leer-voll. Für die Betrachter:innen entsteht auf diese Weise stets ein Überraschungsmoment. Gegensätze, die sich einander annähern sowie der Kontakt von Positiv und Negativ, Körper und Material, natürlich und künstlich Erschaffenem ziehen sich wie eine rote Linie durch die Arbeiten der Künstlerin.